© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/19 / 12. April 2019

Wird der neue Istanbuler Flughafen zum weltgrößten Drehkreuz?
Türkische Überflieger
Jörg Fischer

Ob wirklich der Laizist Ekrem Imamoglu oder doch der Islamist und Ex-Verkehrsminister Binali Y?ld?r?m zum Wahlsieger erklärt wird, steht erst nach der von Präsident Recep Tayyip Erdogan verlangten Stimmenneuauszählung fest. Eines ist aber klar: Der künftige Bürgermeister der 15-Millionen-Metropole Istanbul verfügt über den fünftgrößten Flughafen Europas – mit der Chance, zum größten Drehkreuz der Welt zu werden.

Die halbstaatliche, aber profitable Turkish Airlines (TYH) verfügt schon jetzt mit 304 Zielen über das größte Flugnetz der Welt. Am südöstlichen Rande, aber nicht innerhalb der von Klimawahn und CO2-Steuerung geplagten EU gelegen, benötigt TYH keine teuren Langstreckenjets à la A350 oder B787, um Passagiere aus Berlin, Brüssel oder Rom abzuholen und sie über das neue Drehkreuz nach Afrika, Asien oder Australien weiterzufliegen. Der neue Mega-Flughafen ist perspektivisch auf 150 Millionen Passagiere jährlich ausgelegt. Am alten Atatürk-Flughafen wurden schon voriges Jahr 68,2 Millionen Fluggäste abgefertigt. Frankfurt lag mit 69,5 Millionen nur knapp davor. Weltmeister Atlanta war mit 107,4 Millionen zwar weit größer, aber nur dank inneramerikanischer Flüge.

Während das deutsche Milliardengrab Hauptstadtflughafen BER seit mehr als 2.500 Tagen seiner Fertigstellung vergeblich entgegensieht und in München die dritte Startbahn um weitere fünf Jahre verschoben wurde, schickt sich die Türkei an, in der Luftfahrt in ungeahnte Höhen aufzusteigen. Natürlich lief manches schief. 2014 war Baubeginn, doch der Eröffnungstermin – der 29. Oktober 2017, der 94. Jahrestag der Staatsgründung – fiel ins Wasser. Besonders tragisch: Dutzende Bauarbeiter verloren wegen des Termindrucks und des schlechten Arbeitsschutzes ihr Leben. Der Umzug des TYH-Heimatflughafens vom Stadtzentum Istanbuls in den Norden klappte aber reibungslos: Vorigen Freitag wurde um drei Uhr morgens begonnen und am Samstag um 15 Uhr war alles weitgehend abgeschlossen.