© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/19 / 12. April 2019

CD-Kritik: Carl Reinecke – Streichquartette
Das Eigentum aller
Sebastian Hennig

Der im damals dänischen Altona geborene Komponist Carl Reinecke gehörte zunächst zu den bedeutenden Schülern des Leipziger Konservatoriums und sodann zu dessen einflußreichen Lehrern. Die Gesamteinspielung seiner Streichquartette durch das Leipziger Reinhold-Quartett ist ein Zeugnis historischer Aufführungspraxis, wenn man so will, nicht der alten Musik, sondern der neueren romantischen. Das Spektrum der Ausdruckswerte hat sich seither nicht wirklich erweitert.

Die Lebendigkeit und die Präzision, mit denen die Musiker aus dem Gewandhausorchester die Musik vergegenwärtigen, läßt deutlich werden, welche kraftvolle und feine Kultur ihr innewohnt. Wie bei jenen Rembrandt-Zeichnungen, deren Autorschaft in jüngster Zeit dem Umkreis und den Schülern zugewiesen wurde, besagt die konkrete Autorschaft eigentlich wenig. Der Genius Schumanns bricht sich auch aus Reinecke seine Bahn. Er ist geistiges Eigentum aller, die dieser Sprache mächtig sind. Dazu gehören die vier Streicher, deren künstlerische Heimat zudem eben die Wiege auch der Reineckeschen Kammermusik ist. Seine Streichquartette erlebten ihre Uraufführung zumeist im Leipziger Gewandhaus. Nach der Aufnahme der Quartette Arnold Mendelssohns und Eugen d’Alberts haben sie die Welterst-einspielung aller fünf Streichquartette Reineckes folgen lassen.

Carl Reinecke Sämtliche Streich-quartette Nr. 1–5 Reinhold-Quartett cpo 2018 www.reinholdquartett.de