© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/19 / 19. April 2019

Wende im Fall des Wikileaks-Mitgründers Julian Assange
Berlin muß einschreiten
Moritz Schwarz

Daß Julian Assange, darf man den Medien glauben, ein unerträglicher Narzißt ist, ist nicht der springende Punkt. Auch nicht der Vorwurf der Vergewaltigung, der falls wahr, streng geahndet, falls (von Geheimdiensten?) erfunden, abgeschmettert werden muß.

Das Politikum ist seine drohende Auslieferung an die USA. Daß die ihn als Verräter betrachten, ist nachvollziehbar. Und natürlich haben die Interessen unseres Verbündeten Gewicht. Doch andererseits, Wikileaks lieferte Beweise, wie etwa das als „Collateral murder“ weltweit bekannt gewordene Video, das die Ermordung irakischer Zivilisten durch das US-Heer zeigt, wegen eines vagen (völlig unbegründeten) Terror-Verdachts gegen sie. Handfeste Beweise für das nicht flächendeckende, aber vielfache verbrecherische Verhalten von US-Truppen (und Verbündeten) gegen zahllose zivile Araber. Das hierzulande von etlichen, sonst gern hochmoralisch redenden Atlantikern und einer Kanzlerin mit betont „christlichem Menschenbild“ einfach weggelächelt wird. 

Assange hat beigetragen, uns ein Stück Wahrheit über die amerikanische Hegemonie, unter der wir leben, vor Augen zu führen. Deren skrupelloser Zugriff auch vor uns nicht haltmacht, wie der NSA-Skandal zeigt. Und deren Hemmungslosigkeit natürlicherweise weiter wächst, erfährt sie keinen Widerstand. Deshalb muß Berlin, muß die EU intervenieren, Leute wie Assange nicht an die USA auszuliefern.