© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/19 / 19. April 2019

Appeasement mit der Scharia: Staatliche Förderung des Islamismus in Indonesien
Spiel mit dem Feuer
(wm)

Bei der Frage der Vereinbarkeit von Islam, Pluralismus und Demokratie werde hierzulande gern auf Indonesien verwiesen. Für den am Bonner Institut für Orient- und Asienwissenschaften tätigen Politologen Timo Duile, der als Gastwissenschaftler in Jakarta die dortigen Verhältnisse kennt, ist das nicht mehr als ein westliches Klischee. Tatsächlich sei Indonesien, obwohl sich 210 der 240 Millionen Einwohner zum Islam bekennen, ein nicht-säkularer Staat, der aber mit seiner demokratischen Verfassung Christen, Hindus und Buddhisten noch einen begrenzten religiösen Freiraum gewährt. Der werde allerdings seit einigen Jahren im Zeichen einer „konservativen Wende“ ständig eingeengt (Blätter für deutsche und internationale Politik, 2/2019). Strenge Interpretationen des Islams gewännen immer mehr an Einfluß, wobei ihnen die prekäre soziale Lage der Unterschicht und des ökonomisch bedrohten Kleinbürgertums Anhänger in Scharen zutreibe. Zugleich sei die vermögende Elite Indonesiens den Islamisten wohlgesinnt, weil sie „die Wut der Armen“ auf religiöse Minderheiten lenke. Mit dieser Appeasement-Politik versuche das Establishment den konservativ-radikalen Islamismus „einzubinden“. Das schließe sogar die Unterstützung der das „urbane Lumpenproletariat“ mobilisierenden „Front der Verteidiger des Islam“ ein, die ein staatliches Scharia-Recht fordert.