© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/19 / 19. April 2019

Frisch gepresst

Judenhaß. David Ranan hat über 70 Interviews mit deutschen und britischen Moslems geführt, meist aus dem akademischen Milieu. Die Fragen, die er zu beantworten suchte: Wie schlimm ist der moslemische Judenhaß und woraus speist er sich? Die Meinung, Juden seien sehr reich oder verfügten über zu viel Einfluß in Politik und Wirtschaft, war oft vertreten. Vor allem sei das, wie Ranan es nennt, „Israel-Palästina-Thema“ omnipräsent, trotz „nicht besonders guter“ Kenntisse zur Geschichte dieses Konflikts, daher auch die Begriffsverwechslung zwischen Juden, Zionisten und Israelis. Moslemischer Antisemitismus sei daher im Vergleich zum abendländischen ein spätes Phänomen und habe in der muslimischen Welt „nie die Barbarei der christlichen Judenverfolgung erreicht“. Ranans Erkenntnis ist, daß „gefährlicher Antisemitismus“ nur unter einem kleinen Teil der 1,6 Milliarden Moslems anzutreffen sei. Schaden täten diese Extremisten damit der Mehrheit der Moslems. In westlichen Ländern müsse man diesen radikalen Islam durch mehr Anstrengungen bei der Integration bekämpfen, wozu Ranan auch eine „Offenheit dem Islam gegenüber“ statt der „weitbreiteten Islamophobie“ zählt. (ls)

David Ranan: Muslimischer Antisemitismus. Eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden in Deutschland? Dietz Verlag, Bonn 2018, broschiert, 224 Seiten, 19,90 Euro





Brexit. Erst zum Schluß seines Bändchens schlägt Jochen Buchsteiner Pflöcke ein. Gesucht seien jetzt „couragierte Staatsmänner, die die europäische Zusammenarbeit wetterfest machen und die EU behutsam zurückstutzen“. Es sei zwar offenkundig, daß sich von der Gefahrenabwehr im Innern bis zum Schutz gemeinsamer Außengrenzen manches wirksamer in Abstimmung gestalten lasse. Auf anderen Gebieten würden sich Koalitionen von Willigen empfehlen. „Der Harmonisierung nach innen sollten hingegen enge Grenzen gesteckt werden“, betont der FAZ-Korrespondent. Deren Koordination fresse Zeit und Kraft, oft schaffe die Bürokratie mehr Probleme, als sie löse. Der „Aufbau eines flexibleren und effektiveren Europas laufe allein über den Abbau gegenwärtiger Strukturen“. Buchsteiners Plädoyer kommt leider etwas spät. Beim Brexit, der im Mittelpunkt seines Essays steht, gibt es bereits Wetten, ob er überhaupt noch stattfinden wird. Das konnte der Tübinger im Frühjahr 2018 nicht ahnen. (ctw)  

Jochen Buchsteiner: Die Flucht der Briten aus der europäischen Utopie. Rowohlt Verlag, Reinbek 2018, gebunden, 144 Seiten, 16 Euro