© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/19 / 26. April 2019

Aufgeschnappt
Freundschaft für alle
Matthias Bäkermann

Ein „sehr faszinierendes soziales Experiment“. Als solches bewarb die US-Kinderpsychologin Barbara Greenberg vergangene Woche bei Brigitte-Online einen „Trend“ aus den USA und Großbritannien, der derzeit auch „in andere Länder überschwappt“. Dort unterstützen Pädagogen nämlich die Idee, an Schulen keinen besten Freund mehr zu haben oder auch nur den gängigen Begriff „BFF“ („best friend forever“) zu benutzen. 

Der Verzicht auf den besten Freund oder die beste Freundin soll der Diskriminierung vorbeugen. So mußte Greenberg immer wieder traurige Kinder beobachten, die keinen besten Freund besäßen und sich deshalb „exkludiert“ fühlten. Im Zeitalter der Inklusion müsse das aber tunlichst vermieden werden. Die Psychologin hatte bereits im Februar im New Yorker Sender CBS die Vorreiterrolle gelobt, die die Londoner Schule des britischen Thronfolgers Prinz George eingenommen habe. Dort würden, damit alle Kinder gleichgestellt seien und sich niemand bevorzugt oder benachteiligt fühle, zu Geburtstagsfeiern grundsätzlich alle Mitschüler eingeladen. Diese strenge Maßnahme solle Freundschaften aber keineswegs verhindern, sondern fördern, erläutert Greenberg ihr „soziales Experiment“, das zumindest jeden Totalitarismus-Phobiker in Unruhe versetzen dürfte.