© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/19 / 26. April 2019

Zeitschriftenkritik: Bahamas
Aus der Antifa-Ecke verabschiedet
Werner Olles

Das Titelblatt der Frühjahrsausgabe (Nr. 81) der etwa alle vier Monate erscheinenden Zeitschrift Bahamas ziert ein Filmplakat des britischen Horror-Klassikers „Das Dorf der Verdammten“ aus den 1950er Jahren. In dem Film geht es um zwölf nach geheimnisvollen Vorgängen gleichzeitig geborene Kinder mit übermenschlichen Fähigkeiten, die ein englisches Dorf bedrohen. Sie sehen alle einander ähnlich, sind intelligent und suchen an Gefühlskälte ihresgleichen. Originellerweise blickt den Betrachter neben den Hauptdarstellern die ins Filmplakat hineinmontierte Greta Thunberg an, jene neue „Königin der Herzen“ und Idol einer manipulierten und verdummten Schülergeneration. 

Bahamas, einst aus der Konkursmasse des Kommunistischen Bundes (KB) und der stramm antideutschen Jungle World entstanden, hat sich seit einigen Jahren aus der ideologischen Schmuddelecke des Antifa-Linksextremismus verabschiedet und avancierte zum gut recherchierten, informellen Zentralorgan einer schwer einzuordnenden Strömung, die von der Antifa und israelkritischen „antiimperialistischen“ und „antirassistischen“ Linken inzwischen als „Apologie des Postnazismus“ diffamiert wird. Tatsächlich übt Bahamas bedingungslose Solidarität mit Israel, die jedoch auch von den rechtspopulistischen Parteien AfD, FPÖ etc. geübt wird, ein Faktum, das bei Bahamas aufmerksam beobachtet wird. Hinzu kommt die Parteinahme für die USA, die auch Trump einschließt.

Das aktuelle Heft versammelt mehrere interessante Beiträge, so Martin Stobbes „Die Leiden des Erfinders“ über den Spiegel-Fälscher Claas Relotius. Doch auch ohne dessen dicke Lügengeschichten über „hilfsbereite Flüchtlinge, Panikmache angesichts des Klimawandels, bigotte Trump-Wähler“ etc. habe das Wort „Lügenpresse“ seine Berechtigung „bereits aufgrund des überheblichen Gestus, mit dem Kretins wie Claus Kleber glauben, einem die Welt erklären zu können“ (Stobbe). Man habe es bei unseren Qualitätszeitungen und den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF „nicht mehr nur mit geschickten Geschäftsleuten, sondern mit Oberlehrern zu tun, die den Journalismus für ein Instrument der Volkspädagogik halten“ (Stobbe).

Neben zwei informativen Beiträgen über die französischen Gelbwesten und den Verrat der linken Intellektuellen sticht vor allem David Schneiders Artikel über die grüne Phrasendreschmaschine Robert Habeck hervor, den der Autor gnadenlos entzaubert, indem er den „mit schamlosestem Kitsch und belanglosen Inhalten angereicherten grünen Kraft-durch-Freude-Gestus Habecks“ als „halbgebildete Angeberei“ entlarvt, die dieser zu „Versatzstücken einer hemmungslosen politischen Selbstmarketingstrategie verwurstet“. Dahinter verstecke sich ein „besonders abgefeimter Karrierist“. 

Weitere Beiträge widmen sich der „grüninfizierten Gesellschaft im Schadstoff- und Klimawahn“ (Thomas Maul), dem Haß der SPD-Jusos auf das ungeborene Leben (Magnus Klaue) und der amerikanischen Linksfront gegen Trump (Andrea Dielle/Daniel Laskell).

Kontakt: Bahamas, Postfach 30 42 14, 10757 Berlin. Das Einzelheft kostet 6 Euro, ein Jahresabo 18 Euro.

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