© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/19 / 26. April 2019

Markenkern eingebüßt: Die SPD und die wundersame Demokratieentleerung
Nie wieder Volkspartei
(dg)

Nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in ganz Europa ist ein Niedergang der Volksparteien zu beobachten.“ Vor dem Hintergrund dieses nicht ganz neuen Phänomens, wendet sich der Politologe Heinz Lynen von Berg (Hochschule Bremen) der SPD zu, über die er illusionslos feststellt, sie habe ihren „Nimbus als Volkspartei endgültig verloren“ (Leviathan, 1/2019). Daher sei den von AfD und der neuen „Volkspartei der Mittelschicht“ (Die Grünen) in die Zange genommenen Sozialdemokraten anzuraten, ihren Anspruch, wieder Volkspartei zu werden, einfach aufzugeben. Besonders dem Funktionärsapparat sei nicht zu empfehlen, seine Fixierung auf das grüne, kosmopolitisch ausgerichtete Mittelstandsmilieu fortzusetzen. Denn damit büße sie den letzten ihrer Markenkerne ein, die Partei der „sozial Schwachen“ zu sein. Wie sich die SPD vor der weiteren Marginalisierung retten kann, dazu weiß auch Lynen von Berg kein praktikables Rezept, weil er sich nicht mit den Urhebern der „Krise der liberalen Demokratie“ und der „Demokratieentleerung“ (Wilhelm Heitmeyer) befassen will. Auf nebulöse Hinweise zum „grundlegenden Umbau des Sozialstaats“ oder zur Notwendigkeit, die „Migrationsfrage in den unteren sozialen Segmenten“ besser zu kommunizieren, auf die er sich beschränkt, dürfte die Parteizentrale hingegen nicht gerade gewartet haben. 


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