© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Sozialisten siegen bei Spanien-Wahl / Vox im Parlament
Asylkritiker nicht ignorieren
Thorsten Brückner

Das starke Ergebnis der Vox-Partei, die bei der spanischen Parlamentswahl aus dem Stand zehn Prozent geholt hat, ist ein Denkzettel für die spanische Politik. Über 2,5 Millionen Bürger haben eine klare Botschaft nach Madrid gesendet. Sie wollen einen Stopp der illegalen Einwanderung und eine Rückbesinnung auf das christlich-abendländische Erbe des Landes.

Allerdings war es gerade die extrem nationalistische Rhetorik von Vox, die viele Wähler der Sozialisten und kleinerer Minderheitenparteien an die Wahlurne trieb. So hat die Partei, die im Wahlkampf mit rabiaten antikatalanischen Äußerungen glänzte, es geschafft, daß die künftige spanische Regierung ausgerechnet von den Stimmen ihrer größten Widersacher – den katalanischen Separatisten – abhängen wird. Letztere konnten ihre Anhänger auch deswegen so stark mobilisieren, weil ihre Spitzenkandidaten wegen des lächerlichen Vorwurfs der Rebellion im Gefängnis sitzen.

Für Pedro Sánchez bedeutet das Votum, daß er den Katalanen in ihrer berechtigten Forderung nach einem bindenden Unabhängigkeitsreferendum entgegenkommen muß, wenn er erneut zum Ministerpräsidenten gewählt werden will. Gleichzeitig darf er aber auch nicht die Stimmen jener Landsleute ignorieren, die sich eine restriktivere Einwanderungspolitik wünschen.