© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Linda Teuteberg. Die neue FDP-Generalsekretärin ist kaum für Überraschungen gut.
Auf Kurs
Jörg Kürschner

Mit Vorschußlorbeeren hatten FDP und Medien Linda Teuteberg bedacht, die am Freitag auf dem Bundesparteitag der Liberalen zur neuen Generalsekretärin gewählt worden ist. Obwohl in Königs Wusterhausen bei Berlin geboren und im brandenburgischen Storkow aufgewachsen, sieht sich die 38jährige kinderlose Volljuristin nicht als Ost- oder gar Quotenfrau. 

Als damals jüngste Abgeordnete zog sie 2009 in den Potsdamer Landtag ein. Doch ihre „Beliebtheit“ in der Fraktion sowie im Landesvorstand hielt sich in engen Grenzen. Vorgeworfen wurden Teuteberg Illoyalität und Alleingänge, ja von einer „perfekten Karrieremaschine“ war gar die Rede. Allerdings konnte sie die Anwürfe gelassen parieren, waren ihre Gegner doch keine Lichtgestalten des deutschen Liberalismus. Einer der Antipoden wechselte nach der verlorenen Landtagswahl 2014 zur Linkspartei, die ihn später dafür mit dem Posten eines Staatssekretärs belohnte. Gemeinsam mit einem anderen Granden des Landesvorstands hatte er das peinliche Wahlkampfmotto „Keine Sau braucht die FDP“ zu verantworten. Der Wähler nahm’s gänzlich unironisch, und die Partei scheiterte mit 1,5 Prozent kläglich.

Für Teuteberg aber bedeutete die Niederlage den Sieg im Machtkampf, und 2017 schaffte sie es auf Platz eins der Landesliste für den Bundestag. Derweil bescheidet sich Ehemann Björn derzeit mit einer Kandidatur für die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. Als migrationspolitische Sprecherin erarbeitete sie sich Respekt, entlarvte sie doch bald die Widersprüche des Bundesinnenministers zwischen Ankündigung und Wirklichkeit. Horst Seehofer wird sie damit zwar nicht beeindruckt haben, wohl aber ihren Parteichef Christian Lindner. Der lobte ihre Argumentation, also das Festhalten am Grundrecht auf Asyl einerseits und die Durchsetzung der Ausreisepflicht andererseits. Immerhin forderte sie die Bundesregierung mehrfach auf, weitere Staaten als sichere Herkunftsländer einzustufen. Anders als Lindner ist Teuteberg bisher nicht durch Showeffekte aufgefallen. Im Gegenteil. Sie sucht die sachliche Auseinandersetzung, wirkt trotz ihres Dauerlächelns ein wenig zu kontrolliert. Ob sie „Attacke“, die erste Disziplin ihres neuen Amts, noch lernen wird?

Politisch überlebt hat übrigens ihr einstiger Gegenspieler Hans-Peter Goetz, FDP-Spitzenkandidat bei der kommenden Landtagswahl im Herbst, der bis zum Mauerfall SED-Mitglied war und an der Kaderschmiede „Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften“ in Potsdam studierte. Daß Teuteberg sich mit dem Ex-Genossen arrangiert hat, verwundert, nennt sie neben dem linksliberalen Karl-Hermann Flach doch Arno Esch als ihr Vorbild, dessen Tod Goetz’ Ex-Partei zu verantworten hat. 1949 verhaftet, war Esch nach Moskau deportiert und dort 1951 erschossen worden.