© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

„Das ist inakzeptabel“
Nord-AfD: Christian Waldheim möchte mit wertkonservativem Kurs zum Erfolg
Christian Vollradt

Herr Waldheim, der Posten an der Spitze der AfD in Schleswig-Holstein ist verwaist, seit die bisherige Landessprecherin Doris von Sayn-Wittgenstein zurückgetreten ist, weil ein Ausschlußverfahren gegen sie läuft. Nun bewerben Sie sich auf dem Parteitag für das Amt als Landesvorsitzender eines Verbandes, der – laut Ihren eigenen Worten – „tief gespalten“ ist. Warum wollen Sie sich das antun? 

Waldheim: Die Mitglieder und die Wähler der AfD in Schleswig-Holstein erwarten, daß sich unsere Partei zuallererst mit Politik und zuletzt mit sich selbst beschäftigt. Unser Landesverband soll endlich die Schlagkraft entwickeln, die es braucht, um unsere AfD als politische Kraft dauerhaft in Schleswig-Holstein zu etablieren und kontinuierlich auszubauen. Dafür trete ich als Kandidat an. Denn der Erfolg unserer Partei liegt mir nicht nur am Herzen – er ist entscheidend für die Zukunft unseres Landes. 

Sie sprachen mit Blick auf die jüngste Vergangenheit von „zwei verlorenen Jahren für die AfD in Schleswig-Holstein“. Nun war die Partei im hohen Norden schon häufiger mit internem Streit in den Schlagzeilen, bereits 2016 war von Selbstzerfleischung die Rede, die Unterlegenen zogen gegen die Wahlergebnisse vor Gericht. Läßt sich so ein Verband überhaupt einen? 

Waldheim: Davon bin ich überzeugt. Der Schlüssel liegt in der Konzentration auf das, was uns eint: das gemeinsame Ziel, für die wertkonservativen Positionen der AfD Mehrheiten zu gewinnen und so die linksgrüne Politik in diesem Land möglichst schnell zu beenden.  

Frau von Sayn-Wittgenstein beklagte jüngst eine „auf Druck von oben“ – also durch den Bundesvorstand – stattfindende „Säuberung“. Opfer seien Leute, die für eine „wirkliche Alternative“ stünden. Ein berechtigter Vorwurf? 

Waldheim: Nein, schon der Begriff „Säuberung“ ist grundfalsch. Er soll den Eindruck erwecken, daß der Bundesvorstand Parteiordnungsverfahren zur Ausschaltung innerparteilicher Gegner einsetzen würde. Tatsächlich verpflichtet die Satzung den Bundesvorstand, Ausschlußverfahren gegen Mitglieder einzuleiten, wenn die in der Satzung festgelegten Voraussetzungen dafür vorliegen. Daß die davon betroffenen Mitglieder für eine „wirkliche Alternative“ stünden, ist ebenfalls Unsinn. Ganz besonders, wenn damit irrlichternde Einzelmeinungen gemeint sind, wie die, „in dieser Gesellschaft nicht ankommen zu wollen“. Unsere AfD ist längst in der Gesellschaft angekommen, und genau das ist unser Ziel: Wir sind gekommen, um zu bleiben und um etwas zu verändern. 

In Umfragen kommt die AfD bundesweit auf etwa 14 Prozent, in Schleswig-Holstein erhielte sie bei einer Landtagswahl derzeit nur die Hälfte, nämlich sieben Prozent. Wie erklären Sie diese krasse Differenz?

Waldheim: Die erhebliche Differenz zum Bundestrend ist größtenteils hausgemacht. Bereits vor der Landtagswahl 2017 kam die AfD fast nur mit internem Streit in den Medien vor. Danach berichtete die Presse vor allem über das, was Beatrix von Storch als „Narrensaum“ bezeichnete. Die gute politische Sacharbeit, die von der AfD-Landtagsfraktion geleistet wurde, blieb hingegen weitgehend unerwähnt. Schlimmer noch: Sie kam auch bei den Mitgliedern kaum an, weil nicht einmal der Landesverband über die Arbeit der Fraktion berichtete. Das ist inakzeptabel. Landesverband, Kreisverbände, Landtagsfraktion und die kommunalen Mandatsträger müssen eng miteinander vernetzt werden, um ihre volle politische Wirkungskraft entfalten zu können. Auch dafür trete ich als Kandidat an. Nur so werden wir endlich auch in Schleswig-Holstein das ganze Potential der AfD voll ausschöpfen.






Christian Waldheim, geboren 1973 in Hamburg, ist Inhaber einer Unternehmensberatung. Für die AfD sitzt er in der Stadtvertretung von Norderstedt und im Pinneberger Kreistag. Im Bundesverband der AfD ist er als Rechnungsprüfer tätig. 

 www.christianwaldheim.de