© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Aufgeschnappt
Flitzer-Blitzer-Koalition
Matthias Bäkermann

Die von der CDU-Opposition als „Anti-Auto-Senatorin“ bezeichnete Regine Günther, die für die Grünen seit 2016 das Umwelt- und Verkehrsressort der Hauptstadt führt, hat jetzt öffentlich-rechtliche Schützenhilfe im Kampf gegen den frevelhaften Individualverkehr zugesichert bekommen. Wie RadioEins, das Programm-Flaggschiff des RBB, vergangenen Montag stolz verkündete, verzichtet der Sender seit dem 6. Mai auf die obligatorischen Warnungen vor „Flitzer-Blitzern“ in den Verkehrsnachrichten als „nicht mehr zeitgemäß“. Jan Vesper, Leiter der RBB-Nachrichtenredaktion, bezeichnete die Warnhinweise für Autofahrer auf Radarkontrollen als „Relikt“ und verwies zudem auf höhere Zahlen in der jüngsten Unfallstatistik. „Eine der Hauptunfallursachen ist nun mal Raserei“, begründet Vesper die gestrichene Dienstleistung für seine klimaschädlich mobilen Hörer, trotz des von Fachleuten oft gerühmten verkehrspädagogischen Ansatzes von Radar-Meldungen.

Publizistisch bekam der RBB von der Hauptstadtpresse postwendend Applaus: „Endlich!“ jubelte der Tagesspiegel verstumme „dieser verwerfliche Akt augenzwinkender Kumpanei mit den sogenannten ‘Temposündern’“. Auch der Deutsche Journalistenverband findet das Ende dieser „ungewollten Komplizenschaft“ beispielgebend.