© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Ska Keller. Die Parteilinke führt die europäischen Grünen in die EU-Wahl am 26. Mai.
Besessen von Brüssel
Arnulf Rall

Franziska Maria Keller wurde vor 37 Jahren im brandenburgischen Guben, damals noch mit dem vorangestellten Titel Wilhelm-Pieck-Stadt, geboren. In Berlin und Istanbul studierte sie zwar Islamistik, Judaistik und Turkologie und angeblich spricht sie fünf Sprachen, dennoch wurde sie übergangslos grüne Berufspolitikerin. Und so besteht ihr einzig überlieferter Beitrag beim Thema deutsche Arbeitsplätze in der Agitation gegen den Tagebergbau Mitteldeutschlands, der sie sich zuvor widmete.

Für die Grünen begeisterte sie sich bereits mit 13, weil die, wie sie der Welt verriet, ähnlich wie sie über Tierschutz und Neonazis dachten. 2002 beigetreten, wurde sie 2007 Landesvorsitzende, 2009 EU-Abgeordnete und nun ist die vegane, vormalige Punkerin mit dem Kurzhaarschnitt, gemeinsam mit dem Holländer Bas Eickhout, EU-Spitzenkandidatin der Fraktion Grüne/Europäische freie Allianz, die sie seit 2016 zusammen mit einem belgischen Kollegen führt. Denn nach einer dubiosen Online Befragung – nur knapp ein Viertel der grünen Mitglieder hatten sich daran beteiligt – hebelte sie die verdiente, wenn auch ewig moralisierende Rebecca Harms (62) gekonnt und einigermaßen brutal mit angeblich 3.700 Stimmen Vorsprung aus der Europaliste. Generationenwechsel auf die grüne Art.

Keller ist außerordentlich präsent im Internet. In der Brüsseler Ausschußarbeit hört man dagegen weniger von ihr. Und rhetorisch kommt sie mit ihren politisch- und gender-korrekten Platitüden beim normalen Publikum auf Marktplätzen wenig an. Ihre schrillen Wortspenden im Netz sind zumeist männerfeindlich. Quotenfrauen über alles. Egal, welche geradezu kriminelle Nullzinspolitik die EZB betreibt – Frauen müssen in den Vorstand. Für Furore sorgte ihr Vorschlag, ganze syrische Dörfer nach Osteuropa umzusiedeln. Mit Vorliebe stänkert sie gegen „blinde Sparpolitik à la Merkel“ – von der die Menschheit gerne mal etwas gesehen hätte.

Ska, wie sie sich nennt, weil sie immer wieder mit Fraktionskollegin Franziska Brantner verwechselt wurde, sorgt sich um die Arzneimittelversorgung der Griechen und die Mietrechte der Spanier. Denn obwohl das EU-Parlament nach seinem demokratischen Selbstverständnis nicht die Vertretung eines (inexistenten) europäischen Volkes, sondern der jeweiligen Völker Europas ist, betrachtet Keller sich ausdrücklich als „europäische Abgeordnete“ und begründet ihre Liebe für Brüssel damit, daß dort „über nationale Grenzen hinaus gedacht wird“. Und natürlich ist sie auch stolz darauf, die maritime Frontex-Migrantenabwehr durch MenschenrechtsbeauftragtInnen an Bord zu sabotieren. Ansonsten lehnt die Parteilinke Freihandelsabkommen strikt ab. Doch die Hauptgefahr am 26. Mai sind für sie ohnehin die „Rechtspopulisten“, die Europa schließlich nur „kaputtmachen wollen“.