© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Elon Musk ist noch längst nicht pleite
Aktienmarkt: Der US-Elektroautohersteller Tesla hat im ersten Quartal 702 Millionen Dollar Verlust angehäuft / Glänzende Geschäfte mit CO2-Gutschriften
Thomas Kirchner

Elon Musk hat Humor: „Tesla ist pleite“, twitterte der Multimilliardär am 1. April 2018, um dann rechtzeitig zur Börsenöffnung zu dementieren. Die seitdem vergangenen 13 Monate waren für Tesla-Aktionäre weniger lustig. Der Aktienkurs hat eine Achterbahnfahrt hinter sich. Eine kurze Hausse, nachdem Musk im August getwittert hatte, er wolle alle Tesla-Anteile zu 420 Dollar erwerben, hat sich verflüchtigt, jetzt steht das E-Auto-Papier wieder bei 255. Und zwei Quartale mit Gewinnen sind Vergangenheit. Die aktuellen Ergebnisse sind miserabel: 702 Millionen Dollar Verlust im ersten Quartal 2019.

Besonders schlecht sind die Zahlen, wenn man genauer hinschaut. Offenbar will Tesla genau das verhindern. Die Bilanzpresseerklärung wurde am Morgen veröffentlicht, die Einzelheiten wurden bei der US-Börsenaufsicht erst am Abend hinterlegt, als die Redaktionsstuben das Thema schon abgehakt hatten. Die Stückzahlen der teuren Baureihen S und X mit hohen Margen haben sich halbiert. Das Massen-Model 3 (Basisversion ab 39.500 Dollar) konnte nur um drei Prozent gegenüber dem vorherigen Quartal zulegen. 2018 lag die E-Limousine in den USA (Gesamtabsatz 17,3 Millionen) mit 140.317 Stück auf Verkaufsrang 35. Offenbar macht auch das Auslaufen der steuerlichen Förderung von Elektroautos in mehreren Ländern Tesla zu schaffen, dazu kommt die Konkurrenz des Porsche Taycan, der auf die gleiche Käuferschicht zielt.

Teslas Umsatz stieg zwar um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr, lag mit 4,54 Milliarden Dollar aber unter den Analystenerwartungen von 5,42 Milliarden. Und auch das sind 41 Prozent weniger als im Quartal zuvor. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Teslas Margen sich um die 20 Prozent eingependelt hätten. Doch tatsächlich sind sie auf etwa 17 Prozent gefallen. Nur wegen des Verkaufs von CO2-Gutschriften an Benzinautohersteller in Höhe von 189 Millionen blieben sie stabil. Der Verlust wäre ansonsten auf 900 Millionen gestiegen. Ein CO2-Käufer ist wohl auch Fiat-Chrysler (FCA). Der Konzern will CO2-Gutschriften für 1,8 Milliarden Dollar von Tesla kaufen und mit der eigenen durstigen Jeep-Flotte verrechnen, um Bußgelder der EU zu vermeiden. Nebeneffekt dieser Umweltvorschrift: Käufer von Fiat-Kleinwagen werden die luxuriösen Tesla-SUVs und Limousinen subventionieren. Gewinne mit dem Autobau werden bei Tesla auf sich warten lassen, aber durch die Quersubvention könnte zumindest 2020 eine schwarze Zahl unter dem Strich stehen.

Die FCA-Liquidität hat Tesla bitter nötig: Die Barreserven sind in nur drei Monaten von 3,7 auf 2,2 Milliarden Dollar gefallen, nachdem eine 920-Millionen-Dollar Wandelanleihe wegen des niedrigen Aktienkurses in bar getilgt werden mußte. Weitere Schulden in Höhe von 180 Millionen waren im April fällig, im November ist eine Wandelanleihe von 566 Millionen dran. Angesichts der andauernden Verluste nutzte Tesla den Quartalsbericht, um neues Kapital aufzunehmen: eine neue Wandelanleihe zu 1,6 Milliarden Dollar sowie eine Aktienemission von 750 Millionen. Musk selbst kaufte neue Aktien für 25 Millionen Dollar, was Vertrauen bilden soll, aber eher als Risiko gelten kann, denn Musk hat Aktien als Sicherheit für Wertpapierkredite hinterlegt.

Bei Kursrückgängen unter 232 Dollar muß Musk entweder Sicherheiten nachschießen oder Aktien verkaufen, was eine Abwärtsspirale einläuten könnte. Trotz aller Probleme bleibt Musks Selbstvertrauen gesund. Anlegern soll er gesagt haben, Tesla würde bald eine halbe Billion Dollar wert sein, mehr als das Elffache des derzeitigen Börsenwerts.

Quartalszahlen Tesla, Inc.: 

 ir.tesla.com/

 twitter.com/elonmusk