© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/19 / 17. Mai 2019

Marx’ Klassentheorie – oft totgesagt, aktueller denn je
Unentbehrlicher Beitrag
(wm)

Wer den Literaturausstoß zu seinem 200. Geburtstag 2018 auch nur flüchtig gemustert hat, konnte nicht im Zweifel sein über Karl Marxens Rückkehr in die politischen Debatten. Wenn sich auch nicht vorhersagen ließ, daß dieser Alleszermalmer auf dem Niveau infantiler Enteignungsphantasien eines Kevin Kühnert rezipiert würde. Jedenfalls ist der Klassenkampf im Zeitalter des Globalismus nicht obsolet und somit ist die Marxsche Theorie zwar „oft totgesagt, aber aktueller denn je“, behauptet der Tübinger Soziologe Christoph Deutschmann (Leviathan, 1/2019). Nur habe die SPD dies nach 1959 nicht mehr glauben wollen. Stattdessen habe sie sich mit der Formel „Aufstieg durch Bildung“ über die Durchlässigkeit der Klassengrenzen so lange getäuscht, bis sie aus ihrer Weltsicht verschwanden. Aber die „Klassendichotomie von Kapital und Arbeit“ werde nicht dadurch aufgehoben, daß die Mittel- und Oberschicht auf Kosten der Unterschicht wachse. Denn die strukturelle Verschiebung der Sozialstruktur werde, was Enteignungsträumer regelmäßig übersehen, schon vor dem Extrempunkt eines Aufstiegs aller in die Klasse der Kapitaleigentümer enden. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 sei klar, daß die Widersprüche im Kapitalismus sich verschärfen. Daher könne Marx’ Klassentheorie einen „unentbehrlichen Beitrag zur Analyse aktueller gesellschaftlicher Probleme“ leisten. 


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