© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/19 / 17. Mai 2019

Sterben will gelernt sein
Französische Mönche und die letzten Tage im Leben
Werner Olles

In Nicolas Diats „Heimkehr. Die letzten Tage im Leben der Mönche“ lernt der Leser bewegende Geschichten über das Lebensende der Mönche in den strengsten Orden Frankreichs von Cîteaux bis Lagrasse, von der Großen Kartause bis nach Solesmes kennen. Es sind außergewöhnliche Gespräche, die er mit den „Söhnen der Stille“ führt, und sie zeigen ein ganz unterschiedliches Sterben: Mal ist es einfach, mal fröhlich, mal schön oder strahlend. Jedoch gibt es auch lange und schmerzhafte Todeskämpfe.

In einer feinen Sprache öffnet uns Diat die Klosterpforten, hinter denen Männer Gottes ihr Leben verbringen, um sich auf ihren Heimgang vorzubereiten. Ob sie uns helfen können, Leid, Schmerz, Krankheit und Einsamkeit der letzten Stunden besser zu verstehen? In unserer Zeit, wo es keine Totenliturgie mehr gibt, sind zugleich Panik und Angst der Menschen so gewaltig wie nie zuvor. „Wir können nicht mehr sterben“, schreibt der Autor, dem in dieser trostlosen Welt der Gedanke kam, in den großen Klöstern in Erfahrung zu bringen, was uns die Mönche über den Tod zu sagen haben. Hier, wo sie ihr Leben im Gebet und in der Betrachtung über die letzten Dinge verbringen, zeigen sie uns, daß ein menschlicher Tod in Würde möglich ist.

Diat schildert das Martyrium der sieben Trappisten-Mönche von Tiberine, die während des algerischen Bürgerkriegs 1996 von Islamisten entführt und ermordet wurden, und deren Geschichte der Spielfilm „Von Menschen und Göttern“ (2010) zeigt. Er berichtet von den inzwischen selig gesprochenen 16 Karmelitinnen, die durch die Guillotine hingerichtet wurden, weil sie sich weigerten, in der Französischen Revolution 1794 ihre Ordensgelübde zu brechen. Noch auf dem Schafott erneuerten sie dieses gemeinsam und begannen zu singen. Der Autor vergißt auch nicht den Priester Jacques Hamel, der am 26. Juli 2016 von Terroristen des Islamischen Staates ermordet wurde, während er in seiner Kirche die Heilige Messe zelebrierte. 

Die Gräber der frommen Mönche, von deren Leben und Tod er berichtet, werden nicht mit Unkraut überwuchert. Die Novizen werden für sie im Glauben beten. Der letzte Satz des Buches lautet: „Nie werden die Friedhöfe der Abteien aufhören zu blühen.“

Nicolas Diat: Heimkehr. Die letzten Tage im Leben der Mönche. Fe-Medienverlag, Kisslegg 2019, gebunden, 208 Seiten,16,80 Euro