© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/19 / 17. Mai 2019

Umwelt
Im grünen Bereich
Volker Kempf

Das Agrarjahr 2018/19 brachte global 30 Millionen Tonnen weniger Getreide als verbraucht wurde. Bei einer Welternte von 2,66 Milliarden Tonnen ist das verschmerzbar, denn die Vorratslager sind noch immer gut gefüllt. Diese auf die UN-Welternährungsorganisation (FAO) wie auch den Internationalen Getreiderat (IGC) gestützten Angaben brachten einiges Nachdenken bei Journalisten und Lerserbriefschreibern hervor. Einmal ist da die Frage nach den Ursachen des Defizits, die oft mit der Klimaerwärmung benannt werden. Ein Ernterückgang sei vor allem in Europa mit sechs Prozent zu verbuchen gewesen. Aber auch der Hunger der Nutziere darf nicht fehlen; dafür werden nach Angaben der Böll-Stiftung große Mengen Getreide verbraucht, weltweit 33 Prozent, in Europa 60 Prozent. Die Empfehlung, weniger Fleisch zu essen, ist da nicht weit.

Die Menschheit wächst schneller als das Getreide, da hilft auch kein Fleischverzicht.

Das Erntedefizit gehe auf die Klimaerwärmung und die Ernährungsgewohnheiten zurück, aber in der Schweiz werden derzeit 30.000 Tonnen Backweizen wegen guter Ernten zu Tierfutter „deklassiert“. Auch das jährliche Bevölkerungswachstum von 80 Millionen Menschen dürfte jene 30 Millionen Tonnen Getreide verbraucht haben. Rechnerisch wären das bei 80 Millionen Menschen 375 Kilogramm pro Jahr und Kopf, wovon auch Tierfutter für Fleisch, Eier und Milchprodukte bereitgestellt werden muß. Eine Zeitung titelte dann auch, die Menschheit wachse schneller als das Getreide und traf damit einen wichtigen Aspekt. Ein Problem hat wie so oft viele Ursachen. Das Weltklima zu ändern ist nicht so einfach, sich nicht so sehr zu vermehren für die Menschheit offenbar vergeblich. Ernährungsgewohnheiten sind ebenfalls träge, weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Noch ist alles im grünen Bereich, zumindest beim Verhältnis Getreideernte und -verbrauch.

 fao.org/

 www.igc.int/