© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/19 / 24. Mai 2019

Öffentlich-rechtliche Medien und EU-Wahlkampf
Elfenstaub fürs Volk
Boris T. Kaiser

Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten scheinen große Angst vor einem Rechtsruck bei der EU-Wahl zu haben. Seit Monaten warnen sie deshalb in ihren Nachrichten, Talkshows und Dokumentationen mit so klangvollen Titeln wie „Feindbild Brüssel – Was wollen Europas Rechtspopulisten?“ vor der angeblichen Gefahr von rechts.

Was die „Rechtspopulisten“ wollen und wofür sie stehen, ist aus Sicht der staatstragenden Journalisten schnell erklärt: „Abschottung“, „Scharfmacherei“, „Angst vor dem Islam“. Geeint seien sie durch ihre gemeinsamen Feindbilder. Manchmal auch durch den christlichen Glauben und das Abendland, wie es der ZDF-Film „Familie, Kirche, Vaterland – Der Kreuzzug der Rechtspopulisten“ behauptet. Von „ultrakonservativen Gruppen“ ist da die Rede; von „Nationalisten“ und „rechtsextremen“ Christen, die doch tatsächlich noch das „traditionelle Familienbild von Mama, Papa, Bambini“ beschwören.

Wo es so viel Schatten gibt, muß es auch Licht geben. Dieses leuchtet bei ARD und ZDF meist grün oder rot. Eine besondere Närrin haben die Journalisten an der SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley gefressen. Die „Tagesschau“ nennt sie eine „Super-Europäerin“, und verrät gar ihren partei-, und wie man den Eindruck hat, auch redaktionsinternen Spitznamen: „Die Elfe“. Wer da nicht den Zauber Europas spürt, der kann nun wirklich kein Herz haben.