© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/19 / 24. Mai 2019

Umwelt
Offene Worte
Volker Kempf

Wolfgang Kubicki liebt offene Worte. Und wenn der Volkswirt und Rechtsanwalt die Rußlandsanktionen oder die Schattenseiten des „Wir schaffen das“ hinterfragt, wird dafür er selbst von FDP-Parteifreunden gerügt. In einem Welt-Gastbeitrag lehnte sich der Bundestagsvizepräsident nun weit aus dem Fenster: Unter der Überschrift „Der erste Schritt zur Rettung des Klimas? Das Bevölkerungswachstum drosseln!“ analysiert der 67jährige die „Ideen zur Rettung der Welt“. Eine CO2-Bepreisung hält Kubicki für „einen zukunftsweisenden Vorschlag“ – nach dem Motto: Was die Umwelt belastet, einfach teurer machen. Nur, so funktioniert Politik nicht. Von Rot-Grün wurde die aufkommensneutrale ökologischen Steuerreform propagiert, Strom- und Energiesteuer stiegen. Auf den Ausgleich durch Steuersenkungen warten wir noch immer. Umweltschutz ist nur noch gut, um Steuern einzutreiben. Genauso wird es bei der wie auch immer gearteten „CO2-Bepreisung“ laufen.

Das Thema Weltbevölkerungswachstum wird nicht nur von den Grünen totgeschwiegen.

Mit einem hat Kubicki zweifelsohne recht: Alle nationalen und EU-weiten umwelt- und klimapolitischen Maßnahmen seien vergeblich, „wenn es uns nicht gelingt, das Wachstum der Weltbevölkerung nachhaltig zu begrenzen“. Derzeit sind es 7,7 Milliarden 2100 könnten es laut UN über elf Milliarden sein. Wenigstens das weitere Wachstum sollte gedämpft werden. Einen Versuch wäre es wert. Es gibt genug Frauen in der Dritten Welt, die Familienplanung betreiben möchten, aber nicht die nötigen Mittel dafür haben. In Zeiten, in denen alles wie das Kaninchen auf die Schlange CO2 schaut, werden einfache ökologische Kausalzusammenhänge kaum mehr thematisiert. Kubicki trifft ins Schwarze. Lange genug wurde das Thema Weltbevölkerungswachstum totgeschwiegen und sich selbst überlassen, gerade auch von denen, die sich „Grüne“ nennen und angeblich die Welt retten wollen.