© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/19 / 31. Mai 2019

Leserbriefe

Zu: „Das Komplott“ von Dieter Stein, JF 22/19

Neue deutsche Außenpolitiker

Nun sind also Spiegel und Süddeutsche Zeitung in Österreich eingefallen und haben in Wien ordentlich aufgeräumt. Deutsche Qualitätsmedien machen ab jetzt auch Außenpolitik. Wozu braucht die Bundesrepublik Deutschland überhaupt noch eine Regierung?

Heribert Brunhuber, Essen






Zu: „Zurück zur Vernunft“ von Michael Paulwitz & „Atom ist das neue Grün“ von Karsten Mark, JF 21/19

Gelackmeierte Verbände

Beide Beiträge sind sehr gut. Ich könnte mir vorstellen, daß die JF noch weiter geht und nach der Lektüre des Buchs „Die Zukunft der Energieversorgung“ von Professor Pelte dessen Inhalt darlegt und zur Debatte stellt, wonach schon aus rein physikalischen Gründen (abgesehen von ökonomischen Gründen und der Tatsache, daß wir Speicher von mindestens 10 TWh benötigten, die es auf die nächsten Jahre nicht geben wird) das Ziel der Regierung, Deutschland zu 100 Prozent nur mit regenerativen Energien zu versorgen, definitiv unmöglich ist und daher scheitern wird. 

Interessant wäre dann die Reaktion der Ingenieurverbände VDE und VDI, die gelackmeiert dastehen dürften, würden diese gefragt, warum sie dieses schäbige Spiel die ganzen Jahre schon mitmachen und sich keiner traut, die Wahrheit zu sagen.

Hans Kellermann, Roth






Zu: „Gedankenloses Gedenken“ von Felix Krautkrämer, JF 21/19

Alternativer Opportunismus

Wem darf man noch vertrauen, wenn jemand, der im Namen der AfD-Bundestagsfraktion eine Kranzniederlegung vollzieht, Souveränität mit Opportunismus verwechselt und geschichtliche Ereignisse nicht von den aktuellen Erfordernissen der Gegenwart unterscheiden kann?

Hannelore Ringger, Lottstetten




Wo ein Genosse ist, ist die Partei

Mitnichten handelt es sich bei der Kranzniederlegung  von Herrn Schlund um einen gedankenlosen Vorgang. Ich finde es sehr herablassend, wenn in der JF ein Mitglied des Bundestags derart abfällig dargestellt oder kommentiert wird, als hätte der seine Sinne nicht beisammen. Herr Schlund wußte, was er tun wollte. Und er wußte auch, das vor seiner Fraktion, in deren Namen er zu sprechen sich anmaßte, zu verheimlichen. Er legte im Verein mit seinen echten Genossen von den Linken einen Kranz nieder. Da trat seine wirkliche Gesinnung ans Licht. 

Man sollte dem Anlaß dankbar sein. Die Parteiführung der AfD ist nun gefragt. Wenn die Partei das Problem mit den Maulwürfen nicht in den Griff bekommt, wird sie für immer weniger christlich-konservative Bildungsbürger wählbar sein.

Stefan Pott, Birlenbach




Deutsche Opfer verraten

Ich bin derselben Meinung wie der Autor. Der 8. Mai war nur für die Deutschen, die in KZs interniert waren, ein Tag der Befreiung. Für die meisten Deutschen war es der Tag einer verheerenden Niederlage. Aussagen nicht nur der Sowjetunion, sondern auch anderer Vertreter der Siegermächte, zeigen, daß sie es ebenso sahen. Churchill: „Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß dieser Krieg nicht gegen Hitler oder den Nationalsozialismus geht, sondern gegen die Kraft des deutschen Volkes, die man für immer zerschlagen will, gleichgültig, ob sie in den Händen Hitlers oder eines Jesuitenpaters liegt“ (Emrys Hughes, Winston Churchill – His Career in War and Peace, S. 145). 

Kriegsverbrechen an Deutschen waren während des Krieges und auch nach der „Befreiung“ an der Tagesordnung. Nicht nur die sowjetischen „Befreier“, sondern unter anderem auch die französischen Soldaten aus Marokko und Tunesien verübten brutale Vergewaltigungen an unschuldigen deutschen Frauen und Kindern; nicht zu vergessen Dresden, wo auf Churchills Geheiß unzählige Menschen, meist Frauen und Kinder, durch anglo-amerikanische Bomber qualvoll zu Tode kamen. Keines dieser Verbrechen wurde bestraft. Wer jetzt von der „deutschen Kollektivschuld“ spricht und sagt, daß die Deutschen diese Behandlung wegen der deutschen Kriegsverbrechen verdient hätten, müßte auch die Ermordung unschuldiger Muslime in Christchurch begrüßen: Schließlich haben viele Muslime durch Terror unzählige Menschen ermordet und töten immer weiter. 

Ein wahrer Patriot sollte nicht in Feindschaft gegen die Siegermächte verharren, aber noch weniger den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ gemeinsam mit den Siegern verharmlosen und damit die deutschen Opfer verraten.

Dr. Bärbel Schneider, Dessau-Roßlau






Zu: „‘Da darf ich nicht drüber reden’“ von Hinrich Rohbohm, JF 21/19

Psychische Erkrankung

Den Schulhof der Schule meiner Jugendzeit flankierte an einer Seite ein Wohngebäudekomplex, so daß man die Fenster der Wohnungen vom Hof aus mit etwas Abstand sehen konnte und auch von dort aus auf den Schulplatz schauen konnte. Eine gewisse Zeit lang gab es Vorfälle mit einem Exhibitionisten, der sich immer am Fenster zeigte, wenn die „große Pause“ am Vormittag war und dann an sich herumspielte. Für einen Jugendlichen der 9. oder 10. Klasse ist das eine belustigende „Attraktion“. In Wirklichkeit eine traurige Sache. Und tatsächlich mußte die Polizei eingeschaltet werden. Irgendwann war dieser Mann dann nicht mehr da. 

Exhibitionismus ist eine psychische Erkrankung und weder lustig für den Betroffenen noch für die Opfer. Wenn Kinder offiziell im Kindergarten dazu ermuntert werden, sich am Fenster nackt und masturbierend zu zeigen, ist das nicht nur eine Schande, sondern die Ermutigung zu einer Strafhandlung (zu Recht), mindestens im Ansatz. Es ist ein Verbrechen an den Kindern und eine Erniedrigung, sie als „sexuelle Wesen“ zu sehen und zu degradieren, was sie in dem Alter definitiv so nicht sind. Es ist eine Verführung! Sexualität gehört in einen geschützten Rahmen und nicht vor die Hunde geworfen. Der Hartnäckigkeit und dem Mut von Herrn Pritzkau ist zu danken! Ich hoffe ein wichtiger Präzedenzfall. Ebenso danke ich für diesen wichtigen Artikel.

Steffen Schnur, Amriswil/Schweiz






Zu: „Gewinner des Geschachers“ von Josef Hämmerling, JF 21/19

Ein für allemal besser getroffen

Dieser Beitrag „Gewinner des Geschachers“ zeichnet ein interessantes aktuelles Bild von Nigel Farage. Allerdings ist der Slogan der Brexit Party unzutreffend wiedergegeben. „Change Politics For Good“ bedeutet nicht einen Wandel zum Guten, sondern einen grundlegendenWandel. Die Redewendung „for good“ steht für dauerhaft, endgültig oder ein für allemal, je nach Kontext, und trifft Farages Tonfall auch besser.

Martin Steffen, Bielefeld






Zu: „Unversöhnlich gegenüber dem Kapitalismus“ von Wolfgang Müller, JF 21/19

Kein Leipziger Allerlei

An Bert Brecht wird immer mal wieder durch eine neue Biographie erinnert – diesmal durch eine neugierig machende und besonders lesenswerte Rezension dazu. Nicht zur Sprache kommt hier leider die Uraufführung der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny in Leipzig am 9. März 1930 (Musik Kurt Weill, Text Bert Brecht). Einen Tag zuvor war von Kurt Weill eine längere Einführung dazu in den Leipziger Neuesten Nachrichten erschienen unter dem Titel: „Was mich an dem Stoff besonders reizte“. Zugleich teilte die Städtische Theaterintendanz mit, daß wegen der großen Nachfrage alle Vorbestellungen sogleich abzuholen seien. Auch die Neue Leipziger Zeitung brachte am Vortag noch einen Bericht über „Die Entstehung einer modernen Oper. Zur Leipziger Uraufführung von Kurt Weills ‘Mahagonny’“. Dann die Vorstellung selbst – ein Theaterskandal sondergleichen! Einzig die sozialdemokratische Leipziger Volkszeitung verteidigte die Oper. 

Zu den Vorfällen merkte die Schriftleitung der Leipziger Neuesten Nachrichten am 11. März 1930 an, daß „eine Opernbühne vom Range Leipzigs“ zwar „Verpflichtungen gegenüber der jungen Musikergeneration“ und sich hier einen „guten Ruf“ erarbeitet habe. „Um so erstaunlicher“ sei es deshalb, „wenn man sieht, daß das Gefühl der Verantwortung gegenüber dem eigenen Institut im vorliegenden Falle so gründlich versagt hat.“ Schließlich sei nicht vorstellbar, „daß man die völlige Hilflosigkeit des Textbuchs nicht erkannt haben sollte, wir können aber noch viel weniger begreifen, daß man dessen anarchistisch-destruktive Tendenzen, die Blasphemie des Ganzen, die Geschmack- und Taktlosigkeiten im einzelnen nicht sollte erkannt haben. In diesem Augenblick war es noch Zeit, selbst um das Opfer einer Konventionalstrafe, von einer Aufführung des tendenziösen?und unfertigen Machwerks Abstand zu nehmen.“ Der Beitrag damals schloß mit der Warnung: „Die Leipziger Theaterbesucher, die auf den Schauspiel-bühnen das politische Drama bis zum Überdruß genießen mußten, werden eine Politisierung auch der Oper keinesfalls stillschweigend hinnehmen“.

Peter Uhrbach, Markkleeberg






Zu: „Am Anfang war die Lüge“ von Alexander Graf, JF 21/19

Perverse Metapher eingeführt

Die JF entwickelt sich immer konsequenter zu einem aufklärerischen und investigativen Medium. Ein brillantes Beispiel hierfür ist dieser Beitrag über das völkerrechtswidrige Eingreifen der Nato in den Kosovo-Konflikt, das maßgeblich von der Bundesregierung Schröder-Fischer betrieben wurde. Der Artikel demaskiert auch die große Heuchelei der rot-grünen Bundesregierung im Irakkrieg, als sie sich als Verteidiger des Völkerrechts aufspielte. Besonders verwerflich ist es, da in der Kosovoaffäre von den Herren Schröder, Fischer, Scharping und Struck das Megaverbrechen des Holocausts zur parteipolitischen Profilierung mißbraucht wurde. Die Metapher vom „zweiten Auschwitz“ ist eine perverse Lüge! 

Der eigentliche Skandal blieb im verborgenen. Im Kern ging es um die Hilfestellung für die Administration des politisch angeschlagenen US-Präsidenten Bill Clinton. Bei innenpolitischen Schwierigkeiten ist es überall Usus, außenpolitische Konflikte zu provozieren. Die US-Regierung hatte Schwierigkeiten damit, denn Kuba war zu mächtig, und Grenada hatte Ronald Reagan schon geregelt. So kam dann Fischer seiner Kollegin Albright mit seinem perversen „zweiten Auschwitz“ zu Hilfe. Für ihn zahlte sich die Komplizenschaft mit der damaligen US-Außenministerin Madeleine Albright aus, während der tolpatschige Scharping in der Versenkung verschwunden ist. 

Joschka Fischer ist heute Subunternehmer von Frau Albright, die eines der einflußreichsten und teuersten Beratungsunternehmen betreibt. Der ehemalige grüne Außenminister residiert am Gendarmenmarkt in einem opulenten Büro, das phantastische Blicke auf den schönsten Platz Deutschlands bietet. Eigentlich eine Petitesse, aber symptomatisch für die linke rot-grüne Abzockermentalität: Von den Büros kann man kostenlos den musikalischen Spitzenleistungen von Supermusikern folgen. Da sage einer: Politik lohnt sich nicht.

Peter Streichan, Bonn






Zu: „Ein Nager, der viele reizt“ von Christoph Keller, JF 21/19

Sumpfbiber unpassend

Der Artikel handelt vom Biber, weshalb sowohl die Abbildung als auch die Beschreibung des Bildes mit „Sumpfbiber“ unpassend sind. Auf dem Bild sind in der Tat Sumpfbiber zu erkennen. Der Begriff Sumpfbiber ist irreführend, Nutria ist besser. Nutrias sind eingebürgerte Fremdlinge aus Südamerika, die zusammen mit ihren viel kleineren Kollegen, den Bisamratten aus Nordamerika, bei uns leben und großen Schaden anrichten.

Matthias Rau, Elsfleth






Zum Schwerpunktthema: „Die grüne Mobilisierung“, JF 20/19

Gegen die CO2-Hysterie

Gegen den hysterisch betriebenen Kohleausstieg ist vieles einzuwenden. So verdanken Bodensee und Ostsee ihre Entstehung dem damaligen Abschmelzen der Gletscher durch eine Klimaerwärmung, die nicht durch Menschen verursacht wurde! Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in Deutschland kalte Winter und die Menschen waren froh, wenn sie ihre Öfen mit der knappen Kohle befeuern konnten. Der Kölner Kardinal Frings hatte damals sogar das Kohleklauen (fringsen) als läßliche Sünde bezeichnet. Sodann zählt die vielgescholtene Landwirtschaft zusammen mit der Forstwirtschaft dank der Photosynthese in den grünen Pflanzen zum größten Vernichter von Kohlendioxid. Den mit Wasserstoff betriebenen Motoren in Autos dürfte die Zukunft gehören. Die Elektromobilität dagegen ist nicht die Lösung, weil wesentliche Bestandteile der Batterien ein knappes Gut sind wie zum Beispiel Kobalt, das unter schlechten Arbeitsbedingungen im Kongo gefördert wird. Soweit die Gedanken eines Landwirts des Jahrgangs 1936, der offenbar nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist.

Paul Allinger, Fellbach