© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/19 / 31. Mai 2019

Haltungsnote
Haltet den „Mohren“ fest
Mathias Pellack

In der Kreisstadt Eisenberg gibt es ein „Gasthaus zum Mohren“ und ein „Hotel Mohrenbrunnen“, das auch „Eisenberger Mohrentropfen“ verkauft – einen thüringischen Kräuterlikör. Es gibt einen „Mohrenblick“-Aussichtspunkt, und seit diesem Jahr feiert die Stadt ein „Mohrenfest“. Das war anscheinend zuviel des Guten, denn prompt wendete die „Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland“ ein, die Stadt zelebriere damit „Rassismus, Kolonialgeschichte und Geschichtsklitterung“. Ein schwerer Vorwurf im Jahr 2019. Die Herkunft der vielen Schwarzen in der Region, wo „Zukunft Tradition hat“, geht zurück auf eine Sage, der zufolge ein von einem Herzog von Kreuzzügen mitgebrachter „Mohr“ des Diebstahls einer Kette der Herzogin bezichtigt wurde und enthauptet werden sollte. Kurz vor seiner Hinrichtung fand die Holde das Schmuckstück in ihrer Bibel wieder und verhinderte, daß die ungerechte Strafe am „Mohren“ vollstreckt wurde. Zur Wiederherstellung seiner Ehre sollte von nun an sein Kopf mit den verbundenen Augen – vermutlich eine Anleihe an Justitia – das Stadtwappen zieren. Und so lehnte der Bürgermeister Michael Kieslich (CDU) eine Namensänderung ab. Denn schließlich habe der Mohr „aus der Stadtgeschichte heraus eine positive Bedeutung“.