© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/19 / 07. Juni 2019

Frankreichs Parteienlandschaft in Bewegung
Alternativen der Zukunft
Jürgen Liminski

Das Kalkül des Emmanuel Macron ging auf. Seine Polarisierung zu Marine Le Pen hat Frankreichs Konservative zermalmt zwischen Macrons liberaler Bewegung En Marcheund dem Rechtsblock Rassemblement National. Der Chef der Republikaner, Laurent Wauquiez, trat nach der Wahlpleite (8,48 Prozent) zurück, und es entbehrt nicht der Ironie, daß die Konservativen jetzt interimistisch von einem anerkannten Fachmann für letzte Lebensfragen geführt werden. Aber es ist zu früh, das Sterbeglöcklein für die Republikaner zu läuten. Die alte gaullistische Partei hat noch etliche Führungspersönlichkeiten, und in einem Land, in dem die Politik traditionell mehr Asterixe als gewöhnliche Gallier aufweist, ist persönliche Attraktion nicht zu vernachlässigen. Das um so mehr, als Macron und Le Pen ihre Stammwählerschaft nicht erweitert haben, viele Konservative blieben einfach zu Hause.

Dennoch zeigen Polarisierung und Enthaltung, wohin die Reise für bürgerliche Wähler insgesamt geht. Die Partei Le Pens hat ihre radikalen Positionen (raus aus EU und Euro) auf Reformabsichten reduziert und ist damit für Bürgerliche noch wählbarer geworden. Sie ist stark bei aktuellen Identitätsfragen (Nation, Islam, Einwanderung), Macron dagegen vertritt die Globalisierungselite, für die Profit wichtiger ist als Kultur. Selbstbehauptung oder Globalisierungswalze – das sind die Pole, an denen sich nicht nur Frankreich künftig orientiert.