© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/19 / 07. Juni 2019

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Draußen erfreut prächtiges Kaiserwetter die Seele, doch der „Rocketman“ lockt in einen dunklen klimatisierten Kinosaal. Der Film von Regisseur Dexter Fletcher erzählt aus dem bewegten Leben des britischen Popmusikers Elton John und beleuchtet die wichtigsten Stationen in dessen Weltkarriere. In der Hauptrolle des für seine extravaganten Brillen und schrille Bühnenkleidung bekannten Sängers ist Taron Egerton („Kingsman: The Golden Circle“, „Robin Hood“) zu sehen – und auch zu hören. Er hat die Songs von Elton John neu eingesungen, darunter neben dem titelgebenden Stück die Klassiker „Don’t Go Breaking My Heart“, „Crocodile Rock“, „Your Song“ und „I’m Still Standing“. Der musicalartig inszenierte Film entführt in Form einer Zeitreise vor allem in die popkulturell turbulenten siebziger und achtziger Jahre, inklusive schwulen Sex-Eskapaden und exzessivem Drogenkonsum. In diesen Szenen ist das Elton-John-Biopic weit schonungsloser als „Bohemian Rhapsody“ über den viel zu früh an den Folgen einer Aids-Erkrankung verstorbenen Queen-Sänger Freddie Mercury (Streifzüge vom 16. November 2018) – und gerade deswegen sehenswert.


Den Rückzug von Andrea Nahles als SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende kommentierte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch auf Twitter mit den Worten: „So brutal darf Politik nicht sein.“ Ach herrje, mimimi, mimimi.


Eine weitere Zeitreise in die Vergangenheit führte am Dienstagabend dieser Woche in die Waldbühne zum großen Berliner Abschiedskonzert der Hardrock-Band Kiss. Deren selbstbetitelte Debüt-Schallplatte von 1974 und das noch im selben Jahr erschienene zweite Album „Hotter Than Hell“ zählen zu meinen frühesten musikalischen Erinnerungen. „You wanted the best, you got the best, the hottest band in the world“, schallte es nun letztmalig aus den Lautsprechertürmen den über 20.000 Fans – darunter sehr viele alterslose Eltern mit ihren Kindern – um die Ohren, bevor Paul Stanley, Gene Simmons, Tommy Thayer und Schlagzeuger Eric Singer die Arena in einen spektakulären Rock’n’Roll-Zirkus verwandelten. Zwischen dem Opener „Detroit Rock City“ und der letzten Zugabe „Rock and Roll All Nite“ brannten die vier Make-up-Jungs auf ihren monströsen Plateauschuhen buchstäblich ein Feuerwerk nach dem anderen ab. Was für ein knalliger Abschied! Am Ende dieser aus der Zeit gefallenen gut zwei Stunden zogen alle mit einem Lächeln der Glückseligkeit in die laue Sommernacht hinaus.