© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/19 / 07. Juni 2019

DVD: Der Tod kennt keine Wiederkehr
Sentimentaler Antiheld
Werner Olles

Anfang der 1970er Jahre bekam die Drehbuchautorin Leigh Brackett, die schon 1946 zusammen mit William Faulkner das Drehbuch zu der Raymond-Chandler-Verfilmung „Tote schlafen fest“ verfaßt hatte, den Auftrag, ein Script für Chandlers Kriminalroman „The Long Goodbye“ mit dem Privatdetektiv Philip Marlowe zu schreiben. Die Regie übernahm Robert Altman. 1973 erschien „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ mit Elliott Gould in der Rolle des Philip Marlowe.

Brackett und Altman brachten wesentliche Änderungen gegenüber der Romanhandlung ein, und Gould war als Marlowe alles andere als werkgetreu. Die Kritik fiel überwiegend hämisch über den Film her. Altman inszenierte ihn konsequent gegen die Aussage und Atmosphäre der literarischen Vorlage als „Anti-Thriller“, der mit den herkömmlichen Sehgewohnheiten des Genres weitgehend brach. Heute gilt der Film als „intelligentes Mörder-Puzzle, das als satirische Parabel auf eine haltlose Wirklichkeit zu verstehen ist, in der es keinen Platz für Individualität gibt“ (Lexikon des internationalen Films).

Der Privatdetektiv wird von seinem alten Freund Terry Lennox (Jim Bouten) gebeten, ihn nach Mexiko zu bringen. Aber kaum ist Marlowe zurück, wird er verhaftet, denn die Polizei verdächtigt Lennox, seine Frau umgebracht zu haben, und bezichtigt Marlowe der Fluchthilfe. Nachdem man ihn wieder auf freien Fuß gesetzt hat, macht er sich selber an die Aufklärung der Zusammenhänge. Das Komplott, in das ein Gangsterboss, ein alkoholkranker Schriftsteller und dessen schöne Frau verwickelt sind, löst sich nur zögerlich auf. Am Ende rächt sich Marlowe an seinem Freund, der ihn betrogen hat.

Marlowe ist diesmal der Antiheld par excellence. So sieht man ihn von Anfang an als einen Mann, der unter der Kommunikation seiner Umwelt in einer utopisch alptraumhaften Stadt leidet, und selbst seine Katze, die nur ein bestimmtes Dosenfutter frißt, tyrannisiert ihn. Es ist eine korrupte Welt, und Marlowe, der versucht ehrlich zu sein, steht am Ende als sentimentaler Trottel da.

Als Bonus bietet das Mediabook unter anderem eine Dokumentation mit Altman und Gould sowie ein umfangreiches Beiheft.

Mediabook (1 Blu-ray und 2 DVDs): Der Tod kennt keine Wiederkehr. KochMedia 2019, Laufzeit etwa  90 Minuten