© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/19 / 07. Juni 2019

Jürgen Habermas bescheinigt Carl Schmitt politische Harmlosigkeit
Nur noch geringe Vergiftungsgefahr
(wm)

Pünktlich zum nahenden 90. Geburtstag von Jürgen Habermas reflektiert Juan Carlos Velasco über dessen Carl-Schmitt-Verständnis (Leviathan, 1/2019). Nicht weiter überraschend, hat der Madrider Stipendiat der Alexander-von- Humboldt-Stiftung herausgefunden, daß Habermas „große Vorbehalte gegenüber den zentralen Ideen“ Schmitts hege. Was ihn nicht an der kritischen, aber gottlob nur selektiven Aneignung des „explikativen Potentials“ Schmittschen Denkens gehindert habe. Vor allem bei dem von „alternativen politischen Kreisen“ auffällig gepflegten Konzept des „Politischen“ als existentielle, unaufhebbare Freund-Feind-Unterscheidung habe der Konsensbeschwörer Habermas sich bedient – um sie zu widerlegen. Die theoretischen Bemühungen, Staat und Gesellschaft zu begreifen, hätten dadurch, daß der Diskurstheoretiker gegen die „enorme intellektuelle Verlockung“ des Werkes von Schmitt nicht gefeit gewesen sei und „freimütige Empfänglichkeit für fremde Ideen“ gezeigt habe, keinen Schaden genommen. Großzügig dürfe er daher resümieren, daß Schmitt zwar noch von „unterschwelliger Aktualität“ sei und sogar das politische Denken von Linken „vergiften“ könne. Gleichwohl gehe davon keine Gefahr mehr aus, weil es durch die theologischen und metaphysischen Konnotationen normativ zu stark aufgeladen und daher für immer „belastet“ sei. 


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