© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

Versucht’s doch mal mit Sachlichkeit
Klimadebatte: Die AfD kündigt an, beim Thema Umweltschutz stärker in die Offensive zu gehen / Grüne als Gegner im Visier
Christian Vollradt

Der Erfolg der Grünen und der mediale Hype beim Thema Klimaschutz sind auch an der AfD nicht spurlos vorübergegangen. Parteipatriarch Alexander Gauland empfahl den Seinen nun: aussitzen. „Die Klimahysterie der anderen Parteien wird die AfD nicht mitmachen“, sagte der Fraktionsvorsitzende im Bundestag der FAZ hervor. 

Wenn man in dieser Frage anfange zu wackeln, „würden wir unsere Stammwähler verlieren“, hob er hervor. Stattdessen sei es besser, nichts zu tun. „Wir müssen abwarten, bis sich der Klima-Hype gelegt hat.“

Sein Fraktionsvize Peter Felser setzt da einen etwas anderen Akzent und fordert dagegen, die AfD dürfe die Sache nicht aussitzen, sondern müsse im Gegenteil aktiv werden. „Wir springen nicht nach der Europawahl auf ein Thema auf, sondern Umweltschutz ist schon immer ein originär konservatives Anliegen  – und damit auch eines der AfD“, betont Felser im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT. Und er sei überzeugt, die Partei müsse in die Offensive gehen. Wenn im Namen des Klimaschutzes und der damit verbundenen Energiewende riesige Windräder in die Landschaft gesetzt würden, denen massenweise Vögel oder Fledermäuse zum Opfer fielen, oder wenn Mais-Monokulturen für Biogasanlagen entstünden, dann sei bald keine Natur mehr da, die es zu schützen gelte (siehe Seite 7). 

„Da wird im ideologischen Eifer viel zerstört – und auf diesen Widerspruch müssen wir als AfD die Leute aufmerksam machen“, bekräftigte der Bundestagsabgeordnete aus dem Allgäu. Mit anderen Worten: Statt abstrakt um den Klimawandel müsse es um konkreten Schutz der Natur gehen.

Auch der umweltpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Karsten Hilse, kündigte an, seine Partei werde „vom Verteidigungs- in den Angriffsmodus“ übergehen. Dazu gehöre, daß die AfD ihr ökologisches Profil schärfe. „Im Gegensatz zu den Grünen, denen es egal ist, daß durch Klimaschutz Hunderttausende Vögel und Fledermäuse, Milliarden Insekten getötet und die Lebensräume für Millionen Tiere nachhaltig zerstört werden“, stehe seine Partei für „ehrlichen Umweltschutz“ – und das wolle sie in nächster Zeit noch stärker herausstellen, teilte der direkt gewählte Abgeordnete aus Bautzen mit. 

Im Juli treffen sich zu diesem Zweck die Umweltpolitiker der AfD aus den Landtagen und dem Bundestag. Eingriffe in die Natur, so Hilse, seien aus Sicht seiner Partei nur gerechtfertigt, wenn sie auf wissenschaftlicher Grundlage geschähen. Dies gelte bei „Themen wie Plastikmüll, eine umweltschonende Landwirtschaft, die irrwitzigen Dämmverordnungen und die gesundheitlichen Einflüsse von Windindustriegebieten“.