© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

DVD: Die rote Herberge
Ein listiger Mönch
Werner Olles

In den verschneiten Bergen der Ardèche in Südfrankreich, 1833: Die Reisenden einer Kutsche suchen Zuflucht in einer abgelegenen Herberge. Wie der mitreisende Mönch (Fernandel) von der Herbergsmutter Marie Martin (Françoise Rosay) in einer Beichte erfährt, werden in dem Logierhaus die Reisenden stets umgebracht, ihrer Habseligkeiten beraubt und die Leichen im Garten vergraben. Das letzte Opfer, ein Musikant, ist erst wenige Stunden zuvor ermordet worden und wurde im Inneren eines Schneemanns im Garten versteckt.

Die neuen Gäste sollen jetzt die letzten Opfer sein, denn das mörderische Ehepaar will sich mit dem gestohlenen Geld ihrer Opfer zur Ruhe setzen. Die Herbergsmutter legt dem Mönch sogar nahe, das Haus schnell zu verlassen, da er sonst genau wie die anderen getötet werde. Mit allerlei List versucht er nun, die Reisegesellschaft vor ihrem Schicksal zu bewahren, ohne seine ihm durch das Beichtgeheimnis auferlegte Schweigepflicht zu verletzen.

Unterdessen haben sich die Tochter der Wirtsleute Mathilde (Marie-Claire Olivia) und der Novize (Luc Germain) ineinander verliebt. Als der Herbergsvater Pierre Martin (Julien Carette) erfährt, daß der Novize Sohn eines Richters ist, zwingt er den Mönch, das Paar zu trauen, da er sich im Falle einer Verhaftung davon Vorteile verspricht. Die Hochzeit am folgenden Tag wird jedoch von zwei Gendarmen unterbrochen …

„Die rote Herberge“ („L’auberge rouge“, Frankreich 1951) ist die Verfilmung eines historischen Kriminalfalls, der sich im 19. Jahrhundert in einer Herberge in der Ardèche zugetragen hat. Als literarische Vorlage des Films und Drehbuchs von Claude Autant-Lara („Mit den Waffen einer Frau“, 1958) wird immer wieder die gleichnamige Erzählung von Honoré de Balzac angeführt, die jedoch mit dem historischen Fall nichts zu tun hat. Balzac schrieb sie zwei Jahre bevor die Ereignisse in der Ardèche aufgedeckt wurden.

In den Hauptrollen hervorragend besetzt, ist der Film eine grandios gestaltete „sardonische Farce, die respektlos mit dem Makabren spielt“ (Lexikon des internationalen Films). Zudem wird der Hang zur Symbolträchtigkeit durch die wohldosierte Komik des großartigen Fernandel (Don Camillo) abgefangen.

DVD: Die rote Herberge. Pidax-Film 2019, Laufzeit etwa 100 Minuten