© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/19 / 21. Juni 2019

Spahn will „Konversionstherapien“ verbieten
Ideologisch motiviert
Andreas Lombard

Gesundheitsminister Jens Spahn ist dabei, „Konversionstherapien“ gesetzlich zu verbieten, also die „Umpolung“ Homosexueller. Was ist da los? Gibt es das Selbstbestimmungsrecht des Patienten nicht mehr, das heute schon verbietet, daß etwas gegen seinen Willen geschieht? Definiert nicht mehr er, was ihn bedrückt, sondern der Staat? Seit wann gibt es therapeutische Anliegen, die man gesetzlich unterbinden muß?

Allein der Versuch, ein solches Anliegen zu definieren, müßte die gesamte Ärzteschaft alarmieren. Soll der Therapeut etwa die Sitzung abbrechen oder sich selbst anzeigen, wenn der Patient das Falsche sagt? Spahns Pläne sind ideologisch motiviert und sollen nachhaltig verunsichern. Religiöser Fanatismus und therapeutische Gewalt („Elektroschocks“) sind zum Glück heute nicht mehr das Problem. Viel wichtiger ist die Tatsache, daß Homosexuelle, die ihre Orientierung als konfliktreich erleben, bald kaum noch Ansprechpartner finden. Denn sexuelle Freiheit soll es nur noch in Abkehr von der „Heteronormativität“ geben.

Das schützt nicht den Patienten, sondern entmündigt ihn. Homosexualität ist gewiß keine Krankheit. Aber es ist wirklichkeitsfremd, ihr per Gesetz jedes Problempotential abzusprechen. Es gibt gar nicht wenige Homosexuelle, die mit ihrer Neigung hadern. Und die nicht die Gesellschaft anklagen, sondern ihre persönliche Lage besprechen wollen. Spahn überläßt sie ihrem Schicksal. Wozu soll das gut sein?