© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/19 / 21. Juni 2019

Wie die US-Finanzpolitik das Reich der Mitte trifft
Wer zahlt Trumps Zölle?
Thomas Kirchner

Trumps China-Zölle kosten 63 Milliarden Dollar, die mit Raten von zehn bis 25 Prozent auf verschiedenste Importe im Wert von 260 Milliarden Dollar erhoben werden. Bald kommen weitere Zölle auf 300 Milliarden an Importen hinzu. Nach Berechnungen der Zentralbank Fed  kosten die Zölle jährlich 831 Dollar pro Haushalt. Ein Unternehmerverband schätzt die Gesamtkosten samt kommender Zölle auf 2.294 Dollar. Wären auch die Waren aus Mexiko mit Strafzöllen belegt worden, dann hätten amerikanische Haushalte sogar 3.994 Dollar jährlich mehr zahlen müssen, schätzt das Peterson Institute. J.P. Morgans Dubravko Lakos-Bujas schätz die Mehrkosten auf maximal 2.500 Dollar.

Da wurde großzügig mit Zahlen jongliert. Daß bei einem durchschnittlichen US-Haushaltseinkommen von 61.000 Dollar im Jahr nicht Tausende Dollar für Zölle ausgegeben werden können, wird klar, wenn man bedenkt, daß die Zölle sich nur auf ein paar hundert Milliarden Dollar belaufen, die Wirtschaftsleistung der USA aber etwa 20 Billionen beträgt.

Trumps Zölle summieren sich auf nicht einmal ein Prozent der Wirtschaftsleistung. Haushalte aber sollen mehr als sechs Prozent zusätzlich ausgeben? Eine wenig plausible Diskrepanz.

Greg Melich, ein Analyst von Evercore ISI, schätzt, daß Zölle von 25 Prozent auf alle Waren aus China die Gewinne des gesamten US-Einzelhandels aufzehren würden, käme es zu keinen Preiserhöhungen.

Die Frage ist also, inwieweit Zölle von Herstellern und Händlern an Konsumenten weitergegeben werden können oder werden müssen. Die Modemarke Guess etwa erläuterte, auf Hersteller in anderen Ländern als China zurückgreifen zu wollen, genauso wie Target – der zweitgrößte Discounter der USA. Sie bezogen bisher 34 Prozent ihrer Waren aus China.

Die größte Einzelhandelskette Walmart rechnet dagegen mit Preis­erhöhungen. Außerdem haben viele Händler sich schon seit Monaten auf die Zölle vorbereitet und Lager mit Inventar gefüllt, teilweise schon für die nächste Wintersaison.

China ließ seine Währung 2018 um fast neun Prozent im Vergleich zum Dollar fallen, ohne wie üblich zu intervenieren. Dieser Währungseffekt hat die Zölle von zehn Prozent also fast neutralisiert.

Die Deutsche Bank geht davon aus, daß die aktuelle Erhöhung der Zölle auf 25 Prozent eine Abwertung auf 7,40 rechtfertige. Andere Beobachter bezweifeln, daß Peking über das Niveau von einem Dollar zu sieben Yuan hinausgehen will. Die Abwertung des Renminbi finanziert die Kosten der Zölle und schwächt die Kaufkraft der chinesischen Bevölkerung. Es liegt nun an Chinas Unternehmen, durch Preiskonzessionen zu verhindern, daß US-Importeure auf andere Länder ausweichen. Damit sind es also die Chinesen selbst, die einen Großteil von Trumps Zöllen zahlen.