© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/19 / 21. Juni 2019

Bester Börsengang seit 2000
Börsianer kaufen Bio
Carsten Müller

Erbsenpüree, Rauchgeschmack und Rote-Beete-Saft. Das ist die Kombination, aus der die jüngsten Börsianer-Träume sind. Apple, Amazon, Google und Facebook waren gestern. Besonders die Handelsstreitigkeiten der USA mit China setzten große Fragezeichen hinter die Zukunft der Wachstumstreiber aus der Tech-Branche. Der Name für den neuen Hype: Beyond Meat. Diese Firma bietet fleischlose Burger-Frikadellen an und trifft damit direkt ins Herz des Zeitgeistes. Zumindest, was die eigene Bewertung am Aktienmarkt betrifft. Anfang Mai zu einem Preis von 25 Dollar je Aktie gestartet, konnte sich der Unternehmenswert zeitweise fast versiebenfachen. Dies war damit der beste Börsengang seit 2000. Daß Beyond Meat derartige Vorschußlorbeeren bekommt – bei geschätzten 200 Millionen Dollar Umsatz in diesem Jahr und weiteren Verlusten –, liegt an der Wahrnehmung bei Börsianern und Verbrauchern, daß das Thema Bio- und fleischlose Kost ein echtes Wachstumsthema ist.

Schaut man auf das Umsatzwachstum beteiligter Firmen, läßt sich das bestätigen. Selbst alteingesessene Nahrungsmittelhersteller wie Nestlé und Danone springen auf den Bio-Zug auf. Dabei geht es weniger um Weltrettungsideen, sondern um klare Renditerechnungen. Denn wer schon einmal im Bioladen eingekauft hat, weiß um die hohen Preise, die sich für Bio-Lebensmittel beziehungsweise vegetarische oder vegane Kost nehmen lassen. Da stört es auch weniger, daß der Anteil von Vegetariern oder Veganern an der Gesamtbevölkerung in den meisten Industrieländern weiterhin geschätzt zwischen sieben bis zwölf Prozent liegt. Doch sind gerade diese Verbraucher in der Regel weniger preissensitiv. Das beinhaltet auch an der Börse das Versprechen, daß solche Biofood-Unternehmen in absehbarer Zeit hochprofitabel werden. Allerdings gilt auch hier: Wird ein Thema derart gepusht, drohen schnell Übertreibungen. Solche Anfangsphasen sind nur etwas für deutlich spekulativere Charaktere.