© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/19 / 21. Juni 2019

Angriff auf Tanker im Golf von Oman
Politik der Eskalation
Thorsten Brückner

Wieder einmal ist die Kriegsgefahr im Nahen Osten hoch. Wieder einmal präsentiert die amerikanische Regierung Beweise – diesmal für den angeblichen Angriff des Iran auf zwei Tanker unweit der Straße von Hormus. Und wieder einmal existieren erhebliche Zweifel an der Darstellung der US-Regierung. Die Mullahs in Teheran sind Extremisten. Sie unterdrücken ihr eigenes Volk und unterstützen Terrororganisationen wie Hisbollah und Hamas. Aber dumm sind sie nicht. Ein japanisches Schiff anzugreifen, während der japanische Premierminister gerade auf Friedensmission in Teheran weilt – das klingt wenig glaubwürdig. 

Die Situation erinnert fatal an die Entwicklungen der Jahre 2002 und 2003, als die US-Regierung mit der Behauptung, der Irak unter Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen, in den Krieg zog. Heute wissen wir: Die damaligen Beweise waren gefälscht. Die Amerikaner haben sich die jetzige Skepsis der internationalen Staatengemeinschaft also redlich verdient. US-Präsident Donald Trump hat mit Mike Pompeo und John Bolton die schlimmsten Kriegstreiber in sein Regierungsteam geholt. Washington hätte im Rahmen des von ihm einseitig aufgekündigten Atomabkommens Einfluß auf Teheran nehmen sollen, statt nun eine Politik der Eskalation zu betreiben, die die ganze Region in die Katastrophe stürzen könnte.