© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/19 / 28. Juni 2019

Einer für uns – Heinrich Lummer und die JF
(tha)

Die Beziehung dieser Zeitung zu Heinrich Lummer reicht dreißig Jahre zurück. Anfang 1989 reisten drei Mitarbeiter der damals noch zweimonatlich im DIN-A4-Format erscheinenden JUNGEN FREIHEIT nach Bonn, um den CDU-Politiker in seinem Bundestagsbüro zu deutschlandpolitischen Fragen und der Lage seiner Partei zu  interviewen. Das Gespräch erschien in der Januar/Februar-Ausgabe (JF 1/89). Fortan stand Heinrich Lummer immer wieder gern als Gesprächspartner zur Verfügung.

Als wir dann im Frühjahr 1997 auf der Titelseite der Zeitung eine Kolumne für prominente Publizisten, Politiker und Wissenschaftler einrichteten, beteiligte sich auch Heinrich Lummer bereitwillig daran. Seine erste erschien Ende März in der JF-Ausgabe 14/97 zu dem auch heute wieder kontrovers diskutierten Thema Populismus. Lummer verteidigte den Versuch von Politikern, „dem Volk aufs Maul zu schauen und nach seinem Wunsch und Willen zu verfahren“. Er sah darin das Demokratieprinzip verwirklicht, die Herrschaft des Volkes. „Deshalb sollte man keinen Politiker tadeln, der des Volkes Willen vollstrecken will und die Luftherrschaft über die Stammtische anstrebt, die im übrigen besser sind als ihr Ruf bei denen, die die Füße nicht mehr auf dem Teppich haben.“ Insofern erscheine es „unerträglich“, schrieb Lummer, „wenn höchste Würdenträger der Republik meinen, man dürfte bestimmte Themen nicht diskutieren“. Wer darauf verzichte, wolle das Volk für dumm verkaufen und manipulieren. Sätze, die mit Blick auf die Tiraden gegen „Rechtspopulisten“ heutzutage von bestechender Aktualität sind.

Fast ein Jahrzehnt lang veröffentlichte Lummer seine Kolumnen in dieser Zeitung und kommentierte das Zeitgeschehen, auch noch nach seinem Schlaganfall, so im September 2006  zum Krieg im Irak und den Bestrebungen der USA, in den Ländern des Nahen Ostens demokratische Verhältnisse zu verbreiten. Der letzte Kommentar von ihm in der jungen freiheit erschien im Februar 2011, in dem er die Gewaltexzesse der linken Hausbesetzerszene in Berlin verurteilte.

Vielfach gehörte der ehemalige Berliner Innensenator auch zu den Unterzeichnern von Appellen für die Pressefreiheit, die wir zu verschiedenen Anlässen initiieren mußten: Anfang 2001, als die Postbank uns aus politischen Gründen das Geschäftskonto kündigte; im Juni 2002 gegen die Verletzung demokratischer Grundrechte durch den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz, der uns ungerechtfertigterweise in seinen Berichten erwähnte;  im Februar 2006, nachdem die Leipziger Buchmesse uns die Teilnahme verweigerte. In allen Fällen haben wir uns übrigens letztlich erfolgreich durchgesetzt.