© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/19 / 28. Juni 2019

Frisch gepresst

Schleiermacher. Angekündigt zum 250. Geburtstag im November 2018, ist Andreas Arndts Biographie über Friedrich Schleiermacher (1768–1834), den Kirchenvater des aufgeklärten Protestantismus, nun endlich erschienen. Trotz der im Untertitel ausgedrückten Absicht, den preußischen Theologen „in seiner Zeit“ darzustellen, ist Arndts Arbeit keine Lebensbeschreibung im Kontext der durch die Französische Revolution geprägten Epoche, sondern eine ideologiekritische Auseinandersetzung. Die scharf mit dem ewig auf Vermittlung bedachten, „typisch liberal“ schwankenden, von existentialistisch bewegten Predigern der „Entscheidung“ wie Karl Barth als „Schleier-Macher“ verachteten Gottesmann abrechnet. So scharf, daß man kaum glauben kann, daß der Verfasser, von 1979 bis 2011 Mitarbeiter und zuletzt Leiter der Schleiermacher-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, einem solchen kirchenpolitischen „Kompromißler“ und „Gefühlsphilosophen“ sein ganzes wissenschaftliches Leben geopfert hat. Und nicht etwa dessen Widersacher Hegel, den er gegen Schleiermacher permanent in Stellung bringt. (wm)

Andreas Arndt: Die Reformation der Revolution. Friedrich Schleiermacher in seiner Zeit. Verlag  Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2019, gebunden, 336 Seiten, 30 Euro





AfD. Daß etwas mehr als fünf Jahre ausreichen, um Parteigeschichte zu schreiben, beweist der altgediente Journalist Peter Hain mit seiner lebhaft geschriebenen Chronik, die mit der Gründungsversammlung von 18 Herren im Kirchengemeindesaal von Oberursel am 6. Februar 2013 ihren Anfang nimmt. Interessante Varia wie der Kampf um Name und Logo, bei dem der heutige AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Renner prägenden Einfluß nahm, wechseln sich mit analytischen Beschreibungen der vielen Häutungen und auch Wechsel politischer Schwerpunkte der Partei ab. Trotz einer unglaublichen Kette an Wahlsiegen, die die AfD neben Europaparlament und Bundestag in alle Landtage katapultierte, hat sich Personal und Profil stark verändert. Nur vier Gründer sind heute noch Mitglied der Partei, ebenso wie Autor Hain. Sein aus diesem Grunde natürlich viel Sympathie offenbarendes Mosaik von Porträtskizzen und Reportagen läßt trotzdem Raum für mancherlei Kritik an Zäsuren und Entwicklungen dieses „gärigen Haufens“. (bä)

Peter Hain: Die AfD-Story. Störfall oder Erfolgsmodell? Selbstverlag, Bad Dürkheim 2019, broschiert, 255 Seiten, 17,90 Euro