© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/19 / 05. Juli 2019

Der Flaneur
Im KiEZ unterwegs
Gil Barkei

Auf dem Wasserspielplatz klettern Jungen und Mädchen mit lachenden Gesichtern über die Holzrinnen und Installationen. Schon auf dem Parkplatz kamen uns zwischen den vielen Brandenburger und einigen Berliner Kennzeichen zwei Knirpse auf Kettcars entgegen. 

Vor einem der mietbaren Bungalows heizt eine Familie gerade den Grill an. An einer Tischtennisplatte schwitzen Vater und Sohn. Vom Volleyballfeld schallt das Aufschlagen, Pritschen und Schmettern durch die aufgeheizte Luft herüber.

Eine leichte märkische Brise bläst die Gedanken an die Berliner Freibäder fort.

Ein wirklich nettes KiEZ. Nein, nicht irgendein szeniger Stadtteil in der Hauptstadt, sondern das Kinder- und Jugenderholungszentrum Hölzerner See. 2,50 Euro pro Person plus Mehrwertsteuer kostet der Tagesaufenthalt. Beim Gedanken an die fälligen 5,50 Euro, die man in den Berliner Freibädern teilweise neben stämmigen Security-Mitarbeitern entrichten muß, kann ich mir ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. 

Auf dem Veranstaltungskalender für die bei Schulen und Sportvereinen ebenfalls beliebte Einrichtung für „Bildungs-, Freizeit- und Sportaufenthalte“ ist für den heutigen Tag kein besonderes Programm angekündigt. Die Kanu-Rallye oder das Bienenfest haben wir verpaßt. Auf einer der Wiesen pumpen meine Frau und ich das Schlauchboot auf, während unser Hund die anderen vierbeinigen Gäste kennenlernt.

Mit Obst und der Kühltruhe entrissenen Hopfensmoothies stechen wir samt tierischer Galionsfigur in See. Auf der Gewässermitte bei feinstem Sonnenschein angekommen, holen wir die Ruder ein und lassen uns ausgestreckt bei seichtem Wellengeplätscher treiben. Eine leichte märkische Brise bläst die letzten Gedanken an überfüllte Chlorwasserbecken, Shisha-Rauch, verschleierte Schwimmerinnen und unter Duschen posierende Easyjetsetter hinfort: Beim nächsten Ausflug vielleicht mal die KiEZe am Frauensee oder am Oberen Beetzsee testen ...