© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/19 / 12. Juli 2019

CD-Kritik: Raphaela Gromes, Jacques Offenbach
Streichcreme
Jens Knorr

Bevor Jacques Offenbach zum Begründer der Komischen Oper à la Française wurde, war er bereits als Cellist berühmt gewesen und gar als „Liszt des Violoncellos“ apostrophiert worden.

Den ersten Violin- und Cello-Unterricht hatte er von seinem Vater erhalten, die Cello-Klasse am Pariser Konservatorium aber ohne Abschluß verlassen. Mit den Kompositionen für sein Instrument bestritt Offenbach in Paris seinen Lebensunterhalt und beförderte seine Karriere. Eine „geschickte Widmungspolitik“ (Peter Hawig) trug nicht wenig dazu bei. Die Stücke sind den Markterfordernissen angepaßte, leichtverdauliche Ware, allerdings von andern als dem Komponisten nicht leicht zu spielen, womit der seinen Platz in der Verwertungskette behaupten konnte.

Die Münchner Cellistin Raphaela Gromes und ihr Klavierpartner Julian Riem durchschweben auch vertrackt Schwieriges, wie den „Danse bohémienne“ oder die „Tarantelle“, diese eine Weltersteinspielung. Sie servieren noch die süßeste Süßigkeit mit leicht ironischem Unterton, aber so zärtlich, daß keiner sich verletzt fühlen muß. Da darf die unvermeidliche „Barcarolle“ nicht fehlen, hier in einer Bearbeitung von Julian Riem für zwei Celli und Klavier gespielt, gemeinsam mit Wen-Sinn Yang, Gromes’ langjährigem Mentor. Das Spiel der drei vermag noch jeden Salon unter Wasser zu setzen.

Raphaela Gromes Offenbach Sony Classical 2019  raphaelagromes.de, sonyclassical.com