Die Bilder aus Grönland waren dramatisch: Die Hunde, die den Schlitten eines dänischen Klimaforschers  ziehen, versinken bis über die Pfoten im Schmelzwasser eines unerbittlich auftauenden Fjord-Eisschildes. Ein Wettlauf mit dem Klimawandel – der Betrachter bangt, ob es Mensch und Tier noch ans rettende Ufer schaffen werden.

Die Fotos von Steffen Olsen vom Dänischen Meteorologischen Instituts verfehlten ihre weltweite mediale Wirkung nicht: Von „Rekord-Eisschmelze“ (Wetter Online), „Ein ganzes Land schmilzt dahin“ (Greenpeace.org) bis „Eisschmelze mit beängstigenden Ausmaßen“ wurde ins Alarm-Horn gestoßen. Selbst die Neue Zürcher Zeitung ließ sich blenden: „Schlittenhunde laufen durch geschmolzenes Meereis.“ Der alte Klima-Guru Al Gore fragte sogar persönlich an, ob er das Bild für seine Vorträge nutzen dürfe.

Der erfahrene Jäger gab Entwarnung: Das Phänomen sei völlig normal und bekannt. 

Doch dann meldete sich der alte grönländische Jäger Apollo Mathiassen bei der dänischen Zeitung Berlingske Tidende und erklärte: Keine Panik, alles ganz normal. Der tatsächliche Hintergrund: Das Eis schmilzt mitnichten, sondern war in diesem Jahr mit 120 Zentimetern sogar dicker als sonst, so daß Schmelzwasser vom Schnee auf dem Eis nicht ablaufen kann und sich auf der Eisoberfläche staut. Mathiassen sagte der Zeitung: „Das passiert jedes Jahr, besonders dort bei Thule, wo das Foto entstanden ist. Es kommt darauf an, wie dick das Eis ist. Wenn das Eis dünn ist, entsteht keine Wasserdecke. Dann gibt es Löcher im Eis und das Wasser von der Schneeschmelze kann abfließen.“ Der Einheimische hatte selbst vor zwei Jahren ein Video von dem Naturphänomen bei Youtube veröffentlicht, bloß nahm niemand Notiz davon.

Steffen Olsen mußte zurückrudern und redete sich heraus, seine Bilder seien „mehr von symbolischem statt wissenschaftlichem Wert“. Er habe doch nur versucht, eine Situation aus seinem Arbeitsalltag zu dokumentieren.