© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/19 / 19. Juli / 26. Juli 2019

Aufgeschnappt
Unstatthafter Name
Matthias Bäkermann

Mancherorts müssen Ledige zum 30. Geburtstag die Rathaustreppe fegen oder Klinken putzen. Im niederösterreichischen Tulln geht es etwas rustikaler zur Sache: Dem Jubilar wird ein „Sauschädl“ vor das Haus gestellt. Das widerfuhr jüngst auch dem 30jährigen David Neger, vor dessen Haustür seine Freunde zur Gaudi einen abgetrennten Schweinskopf auf einem Schild drapierten und daneben mit einem Transparent „dem Neger“ ihre Glückwünsche („Hurra, Hurra!“) ausdrückten. 

Einen politisch sensiblen Zeitgenossen muß der öffentlich sichtbare Hinweis mit dem Wort „Neger“ derart entsetzt haben, daß er umgehend den vermeintlich rassistischen Frevel zur Anzeige brachte. Wie die Wiener Kronen Zeitung vergangenen Freitag meldete, habe die zuständige Behörde dies auch bestätigt. „Das ist ein laufendes Strafverfahren, darüber geben wir prinzipiell keine Auskunft“, blockte der stellvertretende Bezirkshauptmann Josef Wanek alle Fragen ab. 

„Das habe ich nicht in Erwägung gezogen. Ich heiße nun mal Neger“, zitieren die Niederösterreichischen Nachrichten den Tullner Versicherungsvertreter, der immer noch wegen der Anzeige und eines Polizeibesuchs irritiert ist. „Ich werde meinen Namen auch nicht ändern lassen, schließlich hat er doch einen Wiedererkennungswert.“