© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/19 / 19. Juli / 26. Juli 2019

Vom Ende eines rheinischen Monopols
Buch „Ausverkauf“: Das Geschäft DuMonts mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“
Jürgen Liminski

Der Kölner Musikwissenschaftler Hermann Conen hat mit „Ausverkauf. Der Kölner Stadt-Anzeiger im DuMont-Supermarkt“ ein gleichermaßen interessantes und mutiges Buch geschrieben. Interessant, weil es Einblick gewährt in einen führenden deutschen Verlag, der ständig mit hehren Parolen zur Meinungsfreiheit und Glaubwürdigkeit hausieren geht, aber selbst die Leser manipuliert und instrumentalisiert. Das belegt Conen mit zahlreichen Beispielen. 

Mutig, weil die Anwälte und Journalisten des Verlags den Autor nun „jagen“ werden. Denn das über Books on Demand erschienene Buch verspricht spannende Lektüre: „Die Journalisten des DuMont-Flaggschiffs folgen einerseits einer links-grünen politischen Linie und greifen aktiv und tendenziös in den politisch-sozialen Prozeß ein, über den sie laut Presse-Codex ausgewogen und neutral berichten sollen. Andererseits bedienen sie die Profit-Interessen der zahlreichen Nebengeschäfte ihres Verlagshauses auch im redaktionellen Teil der Zeitung – und der Deutsche Presserat schaut zu.“ 

Conen glaubt noch an die Fairneß in den deutschen Medien, aber auch er kommt zu dem Schluß: „Das Quasi-Print-Monopol der DuMont-Tageszeitungen im Rheinland hat gravierende Auswirkungen auf das gesellschaftliche Klima, es bedroht die Meinungsfreiheit.“ 

Die zahlreichen Beteiligungen und Kooperationen der DuMont-Mediengruppe, deren „redaktionelle Begleitung“ Conen untersucht, enthüllen die Vernetzungen und wirtschaftlichen Interessen des Verlags. Gleichzeitig wird von den Redaktionen eine linke Hypermoral ventiliert, die auch in den Online-Ausgaben ihren Niederschlag findet. Dennoch oder vielleicht auch deshalb sind die Auflagen der DuMont-Blätter stetig gesunken auf heute noch insgesamt rund 600.000 Exemplare (vor zehn Jahren waren es fast doppelt soviel). 

Jetzt stehen die Zeitungen zum Verkauf an, die Mediengruppe will sich fortan auf die beiden Bereiche „Marketing Technology“ und „Business Information“ konzentrieren. 

Irgendwie ist es eine Rückkehr zu den Ursprüngen: Der Kölner Stadt-Anzeiger wurde 1876 als kostenlose Beilage, als reines Anzeigenblatt gegründet. Da ist die Veräußerung der Redaktionen zumindest ehrlich.