© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

Déjà-vu der Woche
Alle Jahre wieder …
Christian Vollradt

Man kann die Uhr danach stellen. Wenn das Sommerloch droht und nicht gerade ein „Killer-Wels“ oder ein entlaufener Kaiman schlagzeilenträchtig Badeseen unsicher machen, dann taucht eines von diesen zwei Themen garantiert in den Medien auf: entweder ein Plan, Anzahl und Zuschnitt der Bundesländer zu ändern, oder – wie jetzt wieder – die Forderung, den Sitz der Bundesregierung vollständig nach Berlin zu verlegen. Anlaß ist diesmal eine Zahl, welche die ohnehin sommerlich erhitzte Klimaschutzdebatte zusätzlich befeuerte. Knapp 230.000 dienstliche Inlandsflüge habe die Bundesregierung im Jahr 2018 buchen und zahlen müssen, die meisten vom Rhein an die Spree und umgekehrt. Denn gemäß dem Bonn-Berlin-Gesetz ist jedes Ressort an beiden Standorten mit einem Sitz vertreten. „Eine vollständige Zusammenführung der Dienstsitze in Berlin wäre angemessen, nicht nur im Hinblick auf die dann vermeidbaren Umweltbelastungen“, meint Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und weiß neben dem Steuerzahlerbund auch den Vorsitzenden des Verkehrsausschusses im Bundestag, Cem Özdemir (Grüne), an seiner Seite. Doch Kosteneffizienz hin, Klimaschutz her, die Beharrungskräfte auf der Gegenseite werden dadurch nicht geringer. Daher sei die Prognose gewagt: Eher geht ein E-Kamel durchs Nadelöhr, als daß der Komplettumzug Realität wird.