© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

Konservativ und patriotisch
Nachruf: Fürst Ferdinand von Bismarck verstorben
Christian Vollradt

Mit Sorge, aber nicht verzweifelt – so blickte er auf die Situation hierzulande. „Schon mehrmals in unserer Geschichte stand es noch weit schlimmer um Deutschland“, sagte Ferdinand Fürst von Bismarck vor elf Jahren in einem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT. Doch die politischen Umbrüche in Folge der „geistigen Revolte der 68er“ begriff er schon als tiefgreifend: Im Linksruck sah er eine Gefahr, „nicht nur für das Bürgertum, sondern für die Funktionstüchtigkeit der deutschen Staatlichkeit an sich“. Seine Forderung machte er zum Buchtitel: „Setzen wir Deutschland wieder in den Sattel!“

Daß aufgeklärter Patriotismus kein Widerspruch zu Weltläufigkeit ist, auch dafür stand der Fürst, der von 1975 bis 2014 als Chef an der Spitze des Gesamthauses Bismarck stand. Geboren wurde der Urenkel des Reichskanzlers Otto von Bismarck 1930 in London. Nach der Entlassung seines Vaters aus dem diplomatischen Dienst – er gehörte zum Widerstandskreis um Ulrich von Hassell – wuchs Ferdinand eine Zeitlang bei der Familie seiner schwedischen Mutter auf. Seine Ausbildung führte ihn unter anderem nach Paris und Zürich. 1960 heiratete er die belgische Gräfin Elisabeth Lippens, das Paar bekam vier Kinder. 1961 arbeitete er im Europa-Stab von Kommissionspräsident Walter Hallstein in Brüssel, bevor er sich als Anwalt in Hamburg niederließ.

An der jungen freiheit, für die sich das langjährige CDU-Mitglied trotz politischen Gegenwinds mehrfach einsetzte, schätzte Fürst Bismarck „ihre patriotische Ausrichtung sowie ihre konservative Orientierung“. Am Dienstag vergangener Woche schloß der Patenonkel des niederländischen Königs Willem-Alexander im Alter von 88 Jahren für immer seine Augen.