© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

Blick in die Medien
Was soll ich heute kochen?
Erich Körner-Lakatos

Früher war die Welt der Hausfrau noch in Ordnung. Heute bringt der Fernseher Chaos in die Mahlzeitenplanung. Bei RTL2 müssen morgens „Die Kochprofis“ in die Küche, bei ZDFneo in  Wiederholung die Herren „Lafer! Lichter! Lecker!“ Derweil läuft im ZDF die „Volle Kanne“ über. Zu Mittag lockt das „ARD-Buffet“, kurz danach kommt es im ZDF zur veritablen „Küchenschlacht“. 

Um vier stehen „Kaffee und Tee“ im SWR auf dem Programm, um sieben wartet bereits „Das Perfekte Dinner“ auf Vox. Kaum ist das Besteck beiseite gelegt, zerrt man uns im Bayerischen Rundfunk in die „Landfrauenküche“.

Allein beim WDR kämpfen zehn kulinarische Formate um hungrige Zuschauer. 

Selbst am Wochenende ist keine Ruhe. Der NDR lockt samstags mit den Wiederholungen von „Tim Mälzer kocht!“. Wer „Abwechslung“ sucht, kann die alten Folgen „Kocharena“ oder „Rach, der Restauranttester“ bei TVNow im Internet verfolgen. Am Sonntag wird erst recht aufgekocht: Kabel Eins preist „Rosins Restaurant“ an, im BR wartet Alfons Schuhbeck und beim NDR präsentiert Rainer Sass neue Rezepte. Auf Arte führt uns der deutsch-französische Gemeinschaftskanal „Zu Tisch“ in fremde Länder. Der Abend wird auf Vox abwechselnd in unregelmäßigen Abständen mit dem „Perfekten Promi Dinner“ oder „Kitchen Impossible“ versüßt.

Bis zu einem Dutzend Kochsendungen in einer Woche. Zwischendurch ein Magazin-Beitrag mit Sarah Wiener oder ein „Essen-Check“ mit Nelson Müller. Beim WDR kämpfen allein zehn kulinarische Formate von den „Heimathäppchen“ über die „Meisterküche“ bis zum „Vorkoster“ um hungrige Zuschauer. Kein Wunder, daß die heimischen Ernährer schon ganz durcheinander sind. Soll man seinen Lieben nun die vegane Karottensuppe mit Ingwerknöderl oder doch eher den gebratenen Seeteufel mit Topinambur kredenzen? Der Wiener Kabarettist Karl Farkas meinte seinerzeit, ein Pechvogel könne selbst auf den Sandwichinseln verhungern.