© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

Vom untergründigen Einfluß eines Nietzsche-Freundes
Konfessionslos glücklich
(wm)

Franz Overbeck (1837–1905) war ein ungläubiger protestantischer Neutestamentler und Kirchenhistoriker, der als Freund des Atheisten Friedrich Nietzsche und des Agnostikers Jacob Burckhardt seit 1870 an der Universität Basel lehrte. Er gab die Losung „finis christianismi“ aus und rechnete fest mit der „Selbstbefreiung der Moderne vom Christentum“, weil für ihn in dessen Keim, der unerfüllten Naherwartung, Christus werde wiederkommen und das Welt-ende bringen, dessen Auflösung angelegt gewesen sei. Die Kirche habe seit den urchristlichen Anfängen diese Selbsttäuschung nur verdeckt. Overbecks Name sei zwar vergessen, aber seine Religions- und Christentumskritik könnte im säkularen Heute wirksamer nicht sein, so der emeritierte Marburger Systematische Theologe Hans-Martin Barth (Theologische Zeitschrift, 2/2019). Seine Thesen inspirierten Karlheinz Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“ genauso wie neueste Glaubensmoden à la „Religion für Atheisten“, „Spiritual, but not religious“ oder „Konfessionslos glücklich“. Religion sei, wie von Overbeck erhofft, zur „Fremdsprache“ geworden, der Humanismus schließe das Fenster der Transzendenz. Doch nur scheinbar, ist sich Barth sicher. Denn „Globalisierung und ökologische Bedrohung“ würden mit dem „christlichen Verantwortungsbewußtsein“ auch wieder das Interesse an der Botschaft Jesu wecken. 


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