© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

Theodor Fontane zum 200. Geburtstag neu entdecken
Kein preußischer Erzählonkel
(dg)

Auch wenn Hajo Cornel sich in seiner Einleitung beim Geburtsdatum (1818 statt 1819) des Jubilars verhaspelt, kann der Projektkoordinator des Programms „fontane.200“ im Potsdamer Universitätsmagazin Portal (1/2019) anregende Einblicke in die Vielfalt der Veranstaltungen und Forschungsinitiativen zum 200. Geburtstag Theodor Fontanes präsentieren. Obwohl den „märkischen Wanderer“ mit der heutigen Landeshauptstadt wenig mehr verband als seine Berliner Anschrift, die Potsdamer Straße, darf sie sich doch als legitime Nutznießerin seines Ruhms fühlen. Denn seit 1935 besteht dort das Theodor-Fontane-Archiv, ein weltweit ausstrahlendes, auch zur DDR-Zeit eifrig gefördertes Forschungszentrum. Dessen Leiter, der Germanist Peer Trilcke, will im Jubiläumsjahr zu neuen Ufern aufbrechen, die Digitalisierung der Bestände vorantreiben und den Romancier Fontane, der jahrzehntelang als Journalist tätig war, als „Medienarbeiter“ neu entdecken. Darin sieht auch der Potsdamer Kulturwissenschaftler Iwan-Michelangelo D’Aprile eine Chance, Fontane vom Nimbus des „verstaubten preußischen Erzählonkels“ zu befreien, damit das Festprogramm nicht nur „literaturbegeisterte Senioren“ anlockt, sondern bei der Jugend jene positiven Lektüreeindrücke verstetigt, von denen der Didaktiker Martin Leubner aus Potsdamer Schulen und Uni-Seminaren zu berichten weiß. 


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