© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

Umwelt
Ökologisch entwendet
Volker Kempf

Schon vor 25 Jahren erreichte die Ökologiedebatte eine verwirrende Vielfalt. Dabei bleibt einiges gleich. Der Begriff der Ökologie wurde bereits bei Ernst Häckel 1866, als die Lehre von den Umweltbeziehungen und Erfordernissen der Lebewesen aufgefaßt.

Die allgemeine Ökologie betrachtet die Natur als Ganzes und den Menschen als Teil. Dabei gilt die Ökosphäre als endliches System, bestehend aus Wasser, Luft und Mineralien. Je vielfältiger die Bedingungen in einem Lebensraum sind, desto artenreicher ist er. Dann kommt der Mensch, der durch von ihm verursachte Veränderungen ein Biotop artenärmer macht. Das entstehende Problem firmiert heute unter dem Begriff der gefährdeten Biodiversität.

Sind die ökologischen Probleme in Luft aufgelöst? Oder überlagert sie nur der Klimadiskurs?

Immer geht es um Ökosysteme, um ökonomische, gesellschaftliche und politische Einflüsse auf die Lebensgrundlagen. Die Umweltkrise, ausgelöst durch den Verbrauch der Lebensgrundlagen und den Ausstoß umweltbelastender Stoffe, wird auf überschießende menschliche Antriebe wie Hedonismus, Maßlosigkeit und Neid zurückgeführt, wie sie dem Konservativen immer suspekt waren. Natur als freies Gut, Bevölkerungswachstum und Anthropozentrismus werden problematisiert – auch das Wirtschaftswachstum. Ein Weltklimaproblem taucht hier nicht auf. Die Lage war auch so ernst genug.

Haben sich all die ökologischen Probleme in Luft aufgelöst? Oder überlagert der Klimadiskurs nur unbequeme Wahrheiten, die eine Renaissance konservativer Werte, die Verzicht auf Wirtschaftswachstum bedeuten würden? Der Klimaschutz scheint mehr ein Wachstumsmotor für Windkraftanlagenindustrie und eine günstige Gelegenheit für CO2-Steuereinnahmen zu sein. Wälder gehen indes verloren, aber das wird in den Medien als schlecht für das Klima gemeldet, nicht als ökologisches Problem an sich. Eine ganzheitliche Sicht ist wieder nötig.