© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 33/19 / 09. August 2019

Korrektur der Woche
Kopieren geht über Zitieren
Christian Vollradt

Politikersein ist kein Zuckerschlecken. Oder um es für die Grünen zu übersetzen: Politker*insein ist kein Agavendicksaftschlürfen. Ständig müssen neue Themenfelder beackert, Stellung genommen werden. Möglichst schnell, unverzüglich, sofort, unmittelbar; wir leben schließlich im Zeitalter von „Social media“, da hat die gute alte Pressemitteilung, gefaxt „an alle Redaktionen“, längst ausgedient. Hier eine Mahnung für mehr Klimaschutz, dort bewegende Worte gegen Kükentöten. Und dann ruckizucki auf die Parteiseite damit. In diesem stressigen Wettbewerb um Aufmerksamkeit hatte die Vorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, Britta-Heide Garben, die scheinbar geniale Idee, sich mittels „Kopieren & Einfügen“ der Meinung und Stellungnahme anderer  zu bedienen. Dummerweise fiel das nun auf. Die erwischte Plagiatorin räumte zerknirscht „technische Fehler“ ein und gelobte, die wahren Verfasser zu nennen. So steht nun vor einigen Texten auf der Seite der Grünen im „Land der Frühaufsteher“: „Ein Blogbeitrag von Britta-Heide Garben.“ Den Text gegen das Kükentöten hatte Garben übrigens bei ihrem Bundesparteiboß Robert Habeck gemopst – der ist immerhin Schriftsteller. Vielleicht war ihm aufgefallen, daß diesmal das Ei vor der Henne (oder dem Hahn) da war. Da lachen ja die Hühner – wenn sie nicht gestorben sind.