© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 33/19 / 09. August 2019

Der Handelskonzern Metro entwickelt sich – aber wohin?
Düsseldorf gegen Brünn
Thomas Kirchner

Gemischtwarenläden sind nicht in Mode. Das gilt auch für die Struktur von Großkonzernen. Siemens spaltet derzeit alle Bereiche ab, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Auch beim Düsseldorfer Handelsriesen Metro will man sich von der breiten Palette abwenden und zum Großhandelsspezialisten werden. Deshalb wurde schon 2017 Ceconomy mit den Elektromarken Saturn und Media Markt abgestoßen. Deren Aktie hat sich seitdem fast halbiert, was eine Vorstellung davon gibt, wieviel schlechter es Metro hätte ergehen können. Trotz der Strukturverbesserung ist die Aktie der Kern-Metro im selben Zeitraum von knapp 18 auf unter 16 Euro gesunken.

Das Metro-Management um den Deutschen Olaf Koch möchte nun auch noch die Einzelhandelskette Real sowie das Chinageschäft verkaufen, um den dahindümpelnden Konzern wiederzubeleben. In Osteuropa und Rußland ist Metro auch aktiv, wo der Konzern zuletzt Schwierigkeiten hatte. Auch in Deutschland läuft Real nicht gut. Nach Kochs Umbauplänen soll sich Metro in Deutschland nur noch auf Großhandel zur Belieferung von Hotels und Gaststätten konzentrieren – das dafür aber um so besser machen.

Von der Wertschöpfung aus der Reparatur des Metro-Sammelsuriums möchten auch der Brünner Energie-Milliardär Daniel Kretínský und sein slowakischer Partner Patrik Tkác profitieren. Die beiden Investoren haben ein Übernahmeangebot für 16 Euro pro Aktie abgegeben, was sich insgesamt auf 5,8 Milliarden Euro beläuft. Das entspricht einer Prämie von 34 Prozent gegenüber dem Kurs vor der Ankündigung. 67 Prozent der Aktien möchten sie mindestens kaufen. Sie besitzen bereits 17 Prozent. Die Großaktionäre Haniel und Ceconomy wollen ihre 15 beziehungsweise fünf Prozent andienen. 

Presseberichten zufolge möchten andere Aktionäre erst verkaufen, wenn das Angebot auf 18 Euro angehoben wird. Die Meridian-Stiftung und die Beisheim-Gruppe, die zusammen rund 20 Prozent halten, wollen ihre Stimmrechte künftig gemeinsam ausüben, teilte Metro mit. Dies deutet darauf hin, daß sie das Angebot nicht annehmen werden. Dadurch wird es für Kretínský und Tkác schwierig, ohne Erhöhung ihres Gebots auf die 75 Prozent zu kommen, die sie für einen Beherrschungsvertrag brauchen.

Koch lockt inzwischen mit Aussicht auf eine Sonderdividende. Ein Verkauf des Chinageschäfts könnte zwei Milliarden Dollar einbringen. Zum Vergleich: Carrefour verkaufte 80 Prozent seiner Chinaaktivitäten kürzlich für 700 Millionen Dollar. Außerdem läuft Kochs Laden schon wieder besser: Im letzten Quartal stieg der Umsatz um 2,8 Prozent, der Gewinn noch stärker. Einigkeit herrscht über das Potential der Metro. Die Frage ist nun, wer davon profitieren wird: die Aktionäre, wenn Kochs Konzept aufgeht, oder die Investoren, wenn ihnen die Übernahme gelingt.