© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 33/19 / 09. August 2019

RWE-Konzern muß 2020 Steinkohlekraftwerk in Wales stillegen
Dunkelgrüne Torys
Jörg Fischer

Kohleausstieg bis 2025? Das fordern nicht einmal die Hamburger Grünen- und „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer und der bayerische Ministerpräsident  Markus Söder. Die geben der Kohle – 40 Prozent Anteil am deutschen Strommix – eine Gnadenfrist bis 2030. Nein, dies verkündete voriges Jahr die konservative britische Tory-Regierung. Auch der neue Premier Boris Johnson will das Aus für die verbliebenen acht Kohlekraftwerke.

Das trifft auch den Essener RWE-Konzern, der in Wales das Steinkohlekraftwerk Aberthaw B mit 1.560 Megawatt Leistung (damit stärker als die größten Atomkraftwerke in Frankreich) betreibt. „Fast 50 Jahre lang hat Aberthaw zur Versorgungssicherheit des Vereinigten Königreichs beigetragen und eine wichtige Rolle im Erzeugungsmix des Landes gespielt. Darauf können alle Beteiligten stolz sein“, sagt wehmütig der RWE-Manager Tom Glover. Doch Ende März 2020 ist Schluß. Die Stromversorgungsverpflichtungen würden auf Dritte übertragen. Zudem entspreche dies der RWE-Strategie, zur globalen Reduktion von CO2 beizutragen. Mit seinen Gas- und Biomassekraftwerken werde RWE aber weiter eine wichtige Rolle im britischen Energiemarkt spielen, so Glover.

Ob dies der Umwelt hilft? Nur 8,6 Prozent des britischen Stroms stammen aus Kohlekraft, weltweit ist sie aber laut Internationaler Energieagentur die wichtigste Stromquelle – mit steigender Tendenz. 23,5 Prozent des britischen Stroms liefern AKWs und 38,3 Prozent Gaskraftwerke. Und letztere müssen nun nicht nur bei Dunkelflauten einspringen, wenn Wind und Sonne ihren statistischen Acht-Prozent-Anteil verweigern. Sie sollen auch die Kohle ersetzen. Aber da die britischen Gasvorkommen begrenzt sind, muß der teure Flüssiggasimport steigen. Das freut nicht nur Rußland oder Katar, sondern auch die USA. Daß amerikanisches Frackinggas kaum ökologischer ist als kolumbianische Kohle, stört die Energiewender offenbar nicht.