© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 33/19 / 09. August 2019

Vorstöße aufs linke Brachfeld: AfD und Sozialpolitik
Gramscianismus von rechts
(ob)

Schlichte Forderungen nach „offenen Grenzen“, so mahnte der neomarxistische französische Philosoph Étienne Balibar schon 2003, seien keine linke Politik, weil eine völlig deregulierte Migration eine „Ausweitung des Raubtierkapitalismus“ zur Folge haben würde. Was nach Attacken gegen die „volksfeindliche Globalisierungslinke“ klingt, deren No-Border-Ideologie nach industriellen Reservearmeen gierende Großkonzerne unterstützt. Doch Balibar fordert bis heute keine Schließung, sondern nur eine „Demokratisierung der Grenze“. Dabei solle, unter Zurückdrängung ökonomischer Prioritäten, die Möglichkeit des Grenzübertritts mit „Migranten ausgehandelt“ werden. Insoweit will sich der in der Erwachsenenbildung tätige Politologe Richard Gebhardt sicher sein, daß die sozialpolitisch und antikapitalistisch aufrüstende AfD mitsamt ihrer „neurechten Stichwortgeber“ bei Balibar keine „zentralen Inhalte“ der Linken plagiieren könne. Darüber hinaus sieht Gebhardt im linken Lager aber Handlungsbedarf, um sich gegen den „Gramscianismus von rechts“ und  „fortgesetzte Diskurspiraterien“ zu wappnen. Denn der parlamentarische Durchmarsch der AfD habe das „neurechte Milieu“ ermuntert, mit der „Feinderklärung wider den (Neo-)Liberalismus“ aussichtsreich auf Resonanz jenseits ihrer „‘metapolitischen’ Zirkel“ zu spekulieren (Das Argument 331/2019). 


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