© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 34/19 / 16. August 2019

Salvini beendet Regierungskoalition und will Neuwahlen
Politiker wie Zombies
Marco F. Gallina

Caesar aut nihil – alles oder nichts – muß sich Matteo Salvini gedacht haben, als er wie ein Renaissancefürst per angestrebter Neuwahlen nach der Krone Italiens griff. Doch der „Capitano“ hat den Machiavellismus seiner Landsleute unterschätzt. Ex-Partner Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung schimpfte noch vorige Woche, daß er nie mit einer Partei zusammenarbeiten wolle, die für einen Kindesmißbrauch wie in Bibbiano (JF 33/19) verantwortlich sei. Gemeint war der Partito Democratico (PD). Nun ist genau das geschehen: Die beiden Linksparteien schmieden ein Bündnis und holen Salvini vom Roß. Hat sich der Lega-Chef verzockt?

Das kann nur glauben, wer die italienische Politik nicht kennt. Die Fünf Sterne dürften durch das Zusammengehen mit der verhaßten „alten Kaste“ endgültig ihre Jungfräulichkeit verlieren. Der PD profitiert nicht mehr von der Schwäche der Sterne, sondern stützt sie. Und die Italiener sehen neuerlich, wie Politiker an ihren Posten kleben, während das Parlament längst nicht mehr die Umfragewerte abbildet. Salvini könnte zum Märtyrer avancieren, der „dem Volk“ eine Neuwahl ermöglichen wollte. Politiker in Italien sind Zombies. Wie Silvio Berlusconi kehren sie immer wieder zurück. Derzeit ist es Ex-Premier Matteo Renzi, der aus dem Grab steigt. Das nächste Mal wird es Salvini sein: als Vertreter der größten Oppositionspartei.