© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 34/19 / 16. August 2019

Eskalierter Handelskrieg löst Finanzkrise in China aus
Trump klar im Vorteil
Thomas Kirchner

Nicht ab September, sondern erst ab Dezember schon wieder zehn Prozent, diesmal auf Waren für 300 Milliarden Dollar? Man verliert bald den Überblick, wie viele Importe aus China von den USA mit Strafzöllen belegt sind. Fast alle, nur noch ein paar Milliarden bleiben inzwischen, auf die nicht zehn oder 25 Prozent Zoll fällig werden. Chinas Planwirtschaftler steuern mit einer Abwertung dagegen: um fast zehn Prozent in diesem Jahr von 6,30 auf zunächst 6,90 Yuan pro Dollar. Damit konnten sie die Mehrkosten ihrer Produkte in etwa ausgleichen.

Da auch zollfreie Produkte von der schwachen Währung profitieren, hat Peking die Zölle nicht nur ausgeglichen, sondern sich sogar einen Exportvorteil verschafft. Dumm nur, daß mit einem niedrigen Wechselkurs auch höhere Importpreise verbunden sind, was für den global größten Rohstoffverbraucher ein erhebliches Problem darstellt. Im August kam nun eine erneute Abwertung: mehr als sieben Yuan bekommt man inzwischen für einen Dollar. Damit bleiben chinesische Produkte in den USA konkurrenzfähig.

Donald Trump kalkulierte im Handelskrieg von Anfang an, daß den Chinesen eher die Puste ausgehen würde als den USA. Einiges deutet darauf hin, daß er richtigliegt. Inzwischen hat China auf fast alle Importe aus den USA Vergeltungszölle verhängt, so daß hier nur wenig Spielraum für Gegenmaßnahmen bleibt – zumal sich Importe wegen der Abwertung ohnehin schon verteuert haben. Zahlreiche Firmen verlegen Produktionsstandorte aus China in andere Staaten. Chinas Wirtschaft ächzt zunehmend unter den Belastungen. Dollar werden knapp, denn in den nächsten 30 Monaten werden Fremdwährungskredite in Höhe von 2,25 Billionen Dollar fällig. Banken haben mehr Verbindlichkeiten in Dollar als Aktiva – ein Defizit von circa 70 Milliarden Dollar. Im Rahmen einer abwertenden Währung ist da eine Finanzkrise vorprogrammiert.

Bereits drei Banken mußten vor dem Zusammenbruch gerettet werden, was eine Vorstellung von der prekären Lage gibt. Der Interbankenmarkt kam mit einem Einbruch des Volumens um 90 Prozent fast zum Erliegen, nur mit einer Hilfsspritze von umgerechnet 300 Milliarden Dollar konnte die Pekinger Zentralbank das Bankensystem am Leben erhalten. In der Zentralprovinz Henan sollen 40 Prozent aller Bankkredite faul sein. Und 19 größere Banken haben ihre Jahresberichte für 2018 noch nicht veröffentlicht.

Der Handelskrieg ist aber nicht die Ursache des Zusammenbruchs, das sind Immobilienblase und Überschuldung. Aber er ist der Auslöser der Krise. Chinas Bankensektor ist doppelt so groß wie der US-amerikanische, obwohl die Wirtschaft ein Drittel kleiner ist. Aus finanzpolitischer Sicht wäre es für China klug, beim Handelskrieg einzulenken. Politisch dürfte das schwierig sein, weshalb die finanzielle und politische Repression zunehmen dürften.